Von Ilse Schlingensiepen, Köln Die Unternehmenssteuerreform hat der Ergo einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Trotz starken Prämienwachstums und eines verbesserten operativen Ergebnisses weist die Erstversicherungsgruppe der Münchener Rück für das erste Halbjahr 2003 einen hohen Verlust von 570 Mio. Euro aus.
Der Steueraufwand von 678 Mio. Euro stehe nicht in Verhältnis zum operativen Ergebnis, schreibt die Muttergesellschaft der Victoria, DAS, Hamburg-Mannheimer und DKV im Aktionärsbrief. „Er ist besonders auf die Besteuerungen der hohen Abschreibungen und realisierten Kursverluste in der Lebens-und Krankenversicherung zurückzuführen.“
Dieser neue Mechanismus basiert auf einer Diskrepanz zwischen Handels-und Steuerbilanz. Die Versicherer haben bislang vergeblich dafür gekämpft, dass er durch Änderungen in der Steuergesetzgebung ausgehebelt wird. Da es danach im Moment nicht aussieht, muss Ergo nach geltendem Recht bilanzieren. Das heißt: Je höher die Aktienabschreibungen, desto höher die Steuern. Abschreibungen gab es bei Ergo reichlich. Sie beliefen sich auf 1,1 Mrd. Euro, davon 878 Mio. Euro aus der Lebensversicherung. Das Kapitalanlagenergebnis reduzierte sich von 2,3 Mrd. Euro im ersten Halbjahr 2002 auf 1,1 Mrd. Euro.
Die Bruttoprämieneinnahmen stiegen um 5,7 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro. In der Lebensversicherung nahmen die Prämieneinnahmen mit 15,2 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro besonders stark zu. Die Krankenversicherung wuchs um 7,9 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro, die Rechtsschutzversicherung um 4,0 Prozent auf 395 Mio. Euro. Im Schaden-und Unfallgeschäft fiel das Prämienaufkommen um 0,9 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro. Das lag laut Ergo daran, dass die Victoria Rückversicherung ihren Geschäftsbetrieb eingestellt hat. Sonst hätte es auch hier Wachstum gegeben, hieß es. Besonders in der privaten Unfallversicherung und dem Industrie-und Gewerbegeschäft gab es deutliche Zuwächse.
Auch die Schaden-und Kostenseite haben sich nach Angaben Ergos jeweils positiv entwickelt. Deshalb ist das Management optimistisch, im Gesamtjahr 2003 „ein deutlich positives operatives Ergebnis“ zu erzielen. „Negative Entwicklungen und Unwägbarkeiten von Seiten der Kapitalmärkte und vor allem der steuerlichen Situation verstellen den Blick auf diese Entwicklungen.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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