Axis gründet neue Niederlassung in Zürich · XL Capital übernimmt Le Mans Re vollständig
Von Herbert Fromme, Köln Der im Oktober 2001 von großen US-Maklern, Banken und Anlegern gegründete Bermuda-Rückversicherer Axis baut seine Präsenz in Europa kräftig aus. Das Kapital der Tochter Axis Re in Dublin wurde auf 500 Mio. $ erhöht. Außerdem gründete Axis eine neue Einheit in Zürich: Axis Re Europe soll künftig europäischen Erstversicherern Rückdeckungen anbieten. Chef wurde der langjährige Frankona-Rück-Manager Karl Mayr.
Deutsche Erstversicherer, die sich gegen Großschäden absichern wollen, haben jetzt zu Münchener Rück, Swiss Re oder General Re eine Alternative. „Wir füllen ein Vakuum“, sagte Michael Butt, Chairman der Obergesellschaft Axis Capital. Durch den Terrorüberfall auf das World Trade Center seien rund 50 Mrd. $ Kapital in der globalen Versicherungswirtschaft vernichtet worden, durch den Aktiencrash noch einmal 200 Mrd. $. „Da ist Platz und Bedarf für frisches Geld“, sagte Butt der FTD. „Unsere Zeichnungspolitik ist dabei sehr selektiv.“ Das Unternehmen werde sich auf Katastrophenrisiken wie Sturm und Hagel konzentrieren, außerdem Rückdeckungen für Sachrisiken, Großschäden in der Autoversicherung, Haftpflicht und Kredit bieten.
Butt erwartet, dass die Preise für Rückversicherung vergleichsweise hoch bleiben werden. „Dass es leichte Ausschläge gibt, beunruhigt mich nicht.“ Mit dem jetzigen Preisniveau kann er die großen Erwartungen seiner Aktionäre an die Gewinne des Unternehmens befriedigen. Im ersten Jahr 2002 habe die Gesellschaft Prämieneinnahmen von 1,1 Mrd. $ erzielt, davon nur 60 Mio. $ über Makler aus Europa. Das eingesetzte Kapital wurde mit einem Return on Equity von 17 Prozent höchst lukrativ verzinst. „Im ersten Halbjahr 2003 haben wir schon 1,2 Mrd. $ Prämie erzielt“, sagte Butt.
Axis wurde kurz nach dem 11. September 2001 mit einer Kapitalausstattung von 1,7 Mrd. $ auf Initiative des Maklerunternehmens Marsh gegründet. Beteiligt waren die Bank JP Morgan, die Private-Equity-Unternehmen Blackstone und Thomas H. Lee. Seit dem 1. Juli 2003 wird das Unternehmen an der New Yorker Börse geführt und hat inzwischen eine Kapitalbasis von 2,5 Mrd. $.
Der Grundgedanke, wie bei allen Bermuda-Versicherungsgründungen: Nach einer Katastrophe wie dem Terrorüberfall auf das World Trade Center steigen die Preise für Versicherungsschutz kräftig an. Eine Neugründung hat gegenüber den alten Gesellschaften den Vorteil, dass sie keine Altlasten hat – also nicht noch Reserven für Asbest-und Umweltschäden oder das World Trade Center stärken muss. Nach Bermuda sind die Axis-Gründer aus steuerlichen Gründen gegangen.
Zunächst richteten sie sich vor allem auf den US-Markt. Jetzt soll Europa folgen. Dabei sind sie nicht allein. Auch andere Bermuda-Gesellschaften suchen verstärkt die Präsenz auf dem Kontinent. XL Capital hat seit 1999 Schritt für Schritt die Le Mans Re in Frankreich von der Versicherungsgruppe Les Mutuelles du Mans Assurances übernommen. Seit dem 3. September hält XL 100 Prozent und hat Le Mans Re in XL Re umbenannt.
XL ist ein älterer Bermuda-Versicherer. Er wurde 1986 von 68 Industriekonzernen gegründet, weil sie im normalen Markt kaum noch Haftpflichtschutz fanden. Wie Axis ist XL nicht nur als Rückversicherer tätig, sondern deckt große Industrierisiken auch direkt ab. 2001 übernahm XL Capital Winterthur International, den Industrieversicherer der zur Credit Suisse gehörenden Winterthur-Gruppe, inzwischen hat die Gruppe 9 Mrd. $ Prämieneinnahmen.
Die XL Re erwartet für 2003 ein Wachstum von mehr als 20 Prozent, sagte ihr Chef Charles Werner Skrzynski. 2002 betrugen die Bruttoprämien 406 Mio. Euro, ein Anstieg um nur neun Prozent. „Wir haben unser Geschäftsmodell geändert und gewinnbringenderes Geschäft gezeichnet, das weniger Prämieneinnahmen hat“, sagte Skrzynski der FTD. Mit 12 Mio. Euro war der Gewinn 2002 bescheiden – im ersten Halbjahr 2003 habe er 36 Mio. Euro betragen, sagte er. Die Sommerflut 2002 habe mit Schäden von 30 Mio. Euro bei der damaligen Le Mans Re das Ergebnis belastet.
Zitat:
„Es gibt Platz und Bedarf für frisches Geld“ – Michael Butt, Chairman, Axis Capital
Bild(er):
Angenehmes Arbeitsklima: Britische Straßenpolizisten in Shorts beim Dienst in Hamilton auf den Bermudas – Action/Rex Features.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo