AIG liebäugelt mit Zukäufen in Deutschland

US-Versicherer klagt über Bürokratie als Hemmschuh

Von Herbert Fromme, Seeheim-Jugenheim Die American International Group (AIG), nach Börsenkapitalisierung der größte Versicherer der Welt, hat Interesse an Zukäufen in Deutschland. „Wir würden eine Firma übernehmen, wenn wir die richtige auf dem Markt finden. Leider ist das zurzeit nicht der Fall“, sagte AIG-Chef Maurice Greenberg der FTD am Rande einer Konferenz in Seeheim-Jugenheim. Der 78-jährige Greenberg, in der Branche unter seinem Spitznamen Hank bekannt, trat auf einem Symposion des Deutschen Versicherungs-Schutzverbandes (DVS) auf. Der DVS vertritt mehr als 3000 Versicherungseinkäufer aus Industrie, Gewerbe und Gemeinden.

Greenberg sagte, der deutsche Markt sei „sehr national ausgerichtet“. Die AIG habe in der Vergangenheit mehrfach versucht, Firmen in Deutschland zu übernehmen, und sei an Aktionären und Bürokratie gescheitert. Außerdem sei es fast unmöglich gewesen, Sanierungskonzepte vorzuschlagen, durch die man nicht Konkurs gehen würde. Zu den Übernahmezielen in den 90er Jahren gehörte auch der Gerling-Konzern, bestätigte Greenberg der FTD.

Dennoch will die AIG ihr Deutschlandgeschäft, das sie über eine Niederlassung in Frankfurt betreibt, kräftig ausbauen – Greenbergs Auftritt vor deutschen Industriekunden zeigt das. In Spezialgebieten wie der Managerhaftung (Directors‘ and Officers‘ Liability) gehört die AIG schon heute auch auf dem deutschen Markt zu den führenden Gesellschaften.

„Wir sind weltweit der Industrieversicherung verpflichtet. Wir werden das nicht aufgeben“, sagte Greenberg. „Das gilt auch für das Industriegeschäft in Deutschland.“ Das Unternehmen wolle Geld verdienen und berechne seine Preise entsprechend. „Für einen Versicherungskunden ist es wichtig, dass der Versicherer nicht finanziell schwach ist.“

Greenberg sagte, die AIG sei sehr fit. Sie habe immer wenig in Aktien investiert und sei nie in das Bankgeschäft eingestiegen. „Banken und Versicherungen sind keine gute Kombination. Wir verkaufen Versicherungen über Banken, aber wir kaufen keine Bank“, sagte Greenberg mit einem Seitenhieb auf die Allianz.

Außerdem habe der AIG-Konzern seine Kostenstruktur im Griff. „Wir arbeiten sehr effektiv. Das gibt uns einen kleinen Vorsprung gegenüber anderen“, sagte Greenberg. Zu den Hauptproblemen der Branche rechnete er das US-Haftpflichtrecht und den Missbrauch der Sammelklagen. In beiden Fällen trete die AIG aktiv für weitreichende Änderungen ein.

Quelle: Financial Times Deutschland

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