Kapitalgeber sind vorsichtig bei Biotechnologie-Unternehmen

Investoren pflegen vor allem bestehende Engagements

Mehr als einen alten Ford und Omas Häuschen als Sicherheit haben Gründer von Biotechnologie-Firmen oft nicht zu bieten. Das reicht den Banken nicht aus, um einen Kredit zu bewilligen – gleichgültig, wie genial die Produktidee ist.

Noch vor wenigen Jahren konnten Gründer und junge Firmen der Branche auf eine andere Finanzierungsform setzen. Sie bekamen Geld – so genanntes Venture Capital (VC) – von Investmentgesellschaften, die ein gesteigertes Risiko akzeptierten, wenn das Renditepotenzial entsprechend hoch war. Doch nach dem Börsencrash und der Flaute in der Biotech-Branche sind auch VC-Gesellschaften zurückhaltend. Sie sind bis heute an mehr als der Hälfte der etwa 360 deutschen Biotechnologie-Unternehmen beteiligt. „Noch vor drei Jahren haben sich die VC-Gesellschaften überboten, um für noch weniger Anteile noch mehr Geld zu geben“, sagt Kay Balster von der Life Science Agency Nordrhein-Westfalen. Die vom Land geförderte Gesellschaft vermittelt Biotech-Firmen Risikokapitalgeber.

Doch mit der Großzügigkeit ist es vorbei. Von 1997 bis 2002 flossen in Nordrhein-Westfalen 380 Mio. Euro in Biotech-Firmen – davon 146 Mio. Euro öffentliche Gelder, 234 Mio.Euro von VC-Gebern. „In diesem Jahr haben vier Neugründungen Aussicht auf 6 Mio. Euro VC-Kapital“, berichtet Balster.

Die Investmentmanagerin Angelika Vlachou von der VC-Gesellschaft Biomed Venture in Hannover bekommt täglich bis zu fünf Anfragen von Gründern auf den Tisch. Keiner erhielt in diesem Jahr eine positive Antwort – dabei ist die Gesellschaft auf Startups spezialisiert. „Wir investieren jetzt vor allem in unser bestehendes Portfolio“, erklärt Vlachou. Ihre Gesellschaft hat bis zum Jahr 2002 Beteiligungen an zehn Firmen erworben, die noch in der Produktentwicklung stecken. Zahlen über die Höhe der Investments nennt sie nicht. „Wir rechnen mit dem Break-Even nach drei bis fünf Jahren.“

Die Schweizer BB-Biotech investiert nur in etablierte Firmen mit fast marktreifen Produkten. Das Unternehmen verwaltet ein Vermögen von 2,2 Mrd. Schweizer Franken. Zwei Research-Gesellschaften in Zürich und Boston analysieren den Markt und suchen nach geeigneten Investitionsobjekten. „Wir investieren in erster Linie in börsennotierte Firmen, nicht in Startups“, sagt Roland Maier, Leiter von BB-Biotech Research Zürich. Zur Zeit ist das Unternehmen nur an zwei nicht börsennotierten Unternehmen beteiligt.

„Weltweit gibt es rund 400 etablierte Firmen in der Branche, 100 sind für uns interessant“, sagt er. Zu diesen 100 halten er und seine Kollegen engen Kontakt. Denn die Entscheidung über eine Beteiligung hängt sehr von der Qualität des Managements ab. „Wir treffen das Management und prüfen, ob es ein Unternehmen auch führen kann“, berichtet Maier. Die Höhe der Investitionen schwanke zwischen 5 und 600 Mio. Franken. „Der Durchschnittswert liegt bei 100 Mio. Franken.“

Zitat:

„Weltweit sind 100 Firmen für uns als Investoren interessant“ – Roland Maier, BB-Biotech.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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