Von Herbert Fromme, Köln Revios, der ausgegründete Lebens-Rückversicherer des Gerling-Konzerns, wird innerhalb der nächsten 14 Monate den Besitzer wechseln. „Ich wäre überrascht, wenn der Verkauf nicht bis Ende 2004 abgeschlossen wäre“, sagte Revios-Chef Uwe Eymer der Financial Times Deutschland. Eymer ist gleichzeitig stellvertretender Vorstandschef der in Abwicklung befindlichen Gerling Globale Rück (GGR), zu der Revios formell gehört.
Ein früheres Datum sei unwahrscheinlich. „Im Moment ist das Käuferinteresse nicht so groß“, sagte er. Kapital werde eher in die Schaden- und Unfallrückversicherung gelenkt. Es gebe aber Anzeichen dafür, dass sich der Trend ändere. Zum geforderten Preis wollte Eymer keine Angaben machen. „Die Revios hat einen Buchwert von 500 Mio. Euro“, sagte er lediglich. Die Zeiten, als ein ähnlich großes Unternehmen in den USA – die Lincoln Re – für rund 2 Mrd. $ von der Swiss Re übernommen wurde, seien aber eindeutig vorbei. Der französische Rückversicherer Scor musste den geplanten Verkauf seiner Lebenssparte sogar gerade abblasen, weil sich kein Käufer fand.
Als Alternative prüft die GGR einen Börsengang der Revios. „Das würde aber wohl erst in drei Jahren Sinn machen, wenn das neue Unternehmen zwei volle Geschäftsjahre abgeschlossen hat“, sagte Eymer.
Zwar stehen der GGR alle Revios-Erträge zu. Revios wird aber treuhänderisch von der VHV-Versicherungsgruppe gehalten. „Damit ist sichergestellt, dass es eine klare Trennung zwischen den Revios-Kapitalanlagen und der GGR gibt“, sagte Eymer. Die GGR könne nicht zugreifen. Das ermöglichte es der Rating-Agentur Standard & Poor’s, Revios mit „A-“ zu bewerten. Das ist besser als die übrigen Gerling-Gesellschaften, die im „BBB“-Bereich liegen.
Der Verkaufserlös ist bei der GGR fest eingeplant. Sonst kann sie in der Abwicklung die noch offenen Forderungen ihrer Kunden, der Erstversicherer, nicht alle befriedigen. Die GGR geriet Anfang 2002 auf Grund hoher Verluste in den USA und der Kapitalmarktschwäche in schwere Turbulenzen. Im Oktober 2002 stellte sie das Neugeschäft ein – mit Ausnahme des Lebensgeschäfts, das in die neu gegründete Gerling Leben Rück – jetzt Revios – überging.
GGR wurde an den Manager Achim Kann verkauft.
Der Deal ist aber noch nicht vollzogen, weil die Zustimmung der US-Aufsicht noch aussteht. Außerdem verhandelt der Gerling-Konzern auch noch mit der Investmentbank Capital Union in Bahrain, an der die Credit Suisse 25 Prozent hält. Die Abwicklung der GGR mache sich für die Revios nicht negativ bemerkbar, sagte Eymer. Die Kunden könnten unterscheiden. „Wir haben in Deutschland bisher nur zwei Kunden, die ihre Verträge ändern oder aufgeben wollen“, sagte er. Revios werde 2003 Prämieneinnahmen von 1,4 Mrd. Euro aufweisen, unverändert gegenüber 2002. „Wir sind einer der zehn größten Lebens-Rückversicherer der Welt“, sagte Eymer.
Noch ist Revios eine GmbH. Anfang Dezember soll sie zur Aktiengesellschaft werden. Dann will Eymer auch das Doppelmandat bei Revios und GGR aufgeben und sich auf das Lebensgeschäft konzentrieren. Die räumliche Distanz zu Gerling sucht das Unternehmen bereits: Es zieht gerade um, aus Gerlings Ring-Karree in den neutralen Kölner Mediapark.
Zitat:
„Ich wäre überrascht, wenn der Verkauf nicht bis Ende 2004 abgeschlossen wäre“ – Revios-Chef Uwe Eymer
Quelle: Financial Times Deutschland
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