Vertriebskonzern hält trotz Turbulenzen um Chefwechsel an hohem Gewinnziel fest

Von Herbert Fromme, Köln Der Versicherungs- und Finanzvertrieb MLP profitiert von der Konjunktur für Lebensversicherungen. Der Provisionsumsatz in diesem Feld lag im dritten Quartal mit 45,9 Mio. Euro um 56 Prozent über dem Vergleichswert des Vorjahres, als 29,4 Mio. Euro Provisionen in die Kasse kamen. Das gleicht den Rückgang der Provisionen aus privaten Krankenversicherungen mehr als aus, die um 27 Prozent auf 12,7 Mio. Euro gefallen sind.

Insgesamt brachten die MLP-Vertreter dem Unternehmen 79,2 Mio. Euro Provisionen ein, 27 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies gilt als starke Leistung angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Vertreter im Vergleich zum Vorjahr von 2971 auf 2805 zurückgegangen ist. Statt 390 Geschäftsstellen betreibt MLP jetzt nur noch 362. Finanzvorstand Uwe Schroeder-Wildberg sagte in einer Telefonkonferenz, der Abbau habe Qualitätsgründe gehabt.

Er räumte ein, dass die zum 1. Januar 2004 bevorstehende Senkung der Garantieverzinsung in der Lebensversicherung eine wichtige Rolle spielt. Ab dann dürfen die Versicherer nur noch höchstens 2,75 Prozent garantieren, für bis dahin abgeschlossene Policen gelten noch 3,25 Prozent. Die Absenkung scheint in den Verkaufsgesprächen der MLP-Vertreter eine wichtige Rolle zu spielen. Schroeder-Wildberg argumentierte, grundsätzlich habe das Interesse an privater Altersvorsorge stark zugenommen. Davon profitiere MLP.

Der MLP-Finanzchef war sichtlich um Normalität bemüht – keine leichte Aufgabe in einer Situation ohne klare Unternehmensführung. Der umstrittene Konzernchef Bernd Termühlen hatte im Oktober seinen Rücktritt zum Jahresende bekannt gegeben, ein Nachfolger steht nicht fest. Schroeder-Wildberg wollte die Frage, ob er sich Chancen für die Termühlen-Nachfolge ausrechne, nicht beantworten. Zur Zeit werde das Unternehmen von einem „starken Team“ geführt.

Nach schweren Bilanzfälschungsvorwürfen, dem katastrophalen Crash der MLP-Aktie und dem Abstieg aus dem Dax in den MDAX scheint die jüngste Wendung in der MLP-Saga dem Unternehmen und seinem Aktienkurs gut zu tun.

Die MLP-Aktie legte gestern um 5,28 Prozent auf 15,75 Euro zu. Das Unternehmen meldete eine Steigerung des Vorsteuergewinns im vorigen Quartal um 84 Prozent auf 14,1 Mio. Euro. Allerdings wurde der deutliche Anstieg vor allem durch Einmalfaktoren verursacht. Beim Vergleich der ersten neun Monate mit der Vorjahresperiode zeigt sich aus dem selben Grund ein scharfer Rückgang im Vorsteuerergebnis um 44 Prozent auf 34,3 Mio. Euro. MLP hatte erst Ende 2002 seine umstrittene Praxis beendet, künftige Gewinne von Rückversicherern vorfinanzieren zu lassen und bereits zu zeigen. Echte Ergebnisse auf einer mit dem Vorjahr vergleichbarer Basis werden sich erst 2004 ergeben.

Schroeder-Wildberg hielt an Termühlens Ziel fest, 2003 einen Vorsteuergewinn von 65 Mio. Euro für das volle Jahr zu erreichen. „Das vierte Quartal ist traditionell unser stärkstes“, sagte er. Die Oktober-Zahlen zeigten bereits, dass sich dieser Trend auch 2003 zeige. Bei der Umsatzsteigerung in den nächsten Jahren wollte er sich nicht so deutlich festlegen. Die werde zweistellig ausfallen, beschied er auf Nachfrage – Termühlen hatte immer einen Wert von mindestens 20 Prozent genannt.

Erfolgreich war das Kostensenkungsprogramm. Ob IT, Kommunikation oder Anzeigenkosten, der Rückgang fiel jeweils zweistellig aus. Eine leichte Verschlechterung musste das Unternehmen bei den Beitragseinnahmen für seine eigenen Versicherungsgesellschaften hinnehmen, die von 127 Mio. Euro auf 125 Mio. Euro zurückgingen.

Zitat:

„MLP wird heute von einem starken Team geführt“ – MLP-Finanzchef Uwe Schroeder-Wildberg

Quelle: Financial Times Deutschland

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