Von Herbert Fromme, Köln Ohne das Engagement der großen institutionellen Anleger

Von Herbert Fromme, Köln Ohne das Engagement der großen institutionellen Anleger werden Hedge Funds in Deutschland kaum ein Erfolg. Die Versicherungswirtschaft hält mehr als 950 Mrd. Euro Kapitalanlagen nach Buchwert – sie ist damit ein sehr wichtiger Markt für die Anbieter der neuen Produkte.

Aber ob die Unternehmen sich überhaupt auf sie einlassen, hängt von einer Reihe innerer und äußerer Faktoren ab. Die Lebensversicherer allein – die fast zwei Drittel der Versicherer-Kapitalanlagen halten – haben in den letzten drei Jahren 104 Mrd. Euro an den Börsen verloren. Sie haben ihre Aktienquote in den letzten zwei Jahren von mehr als 20 auf heute acht Prozent gesenkt – teilweise unter Druck der Finanzaufsicht BaFin. Die Lust auf neue Risiken ist immer noch sehr gedämpft, auch weil ein Teil der Aktienverluste in den Bilanzen 2003 verdaut werden muss.

Dazu kommen die rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Bundesregierung muss die Anlagevorschriften für Versicherer ändern und braucht dafür die Zustimmung des Bundesrates. Zur Zeit arbeiten Finanzministerium und BaFin an einer entsprechenden Verordnung, die aber kaum vor Frühjahr 2004 gültig wird. Wahrscheinlich wird es eine Höchstquote von fünf Prozent geben – gleichgültig, in welcher Hedge-Fund-Struktur der Versicherer anlegt.

Bis dahin können die Unternehmen nur unter der so genannten Öffnungsklausel bis fünf Prozent in Hedge Funds investieren. Außerdem dürfen sie nur das den Kunden noch nicht zugewiesene Vermögen sowie ihr eigenes Geld verwenden.

„Für Lebensversicherer sind Hedge Funds deshalb ein sehr schwieriges Anlagefeld“, sagte ein Sprecher der Ergo-Gruppe, die zur Münchener Rück gehört. Nach Änderung der Regeln könnten allerdings Absolute-Return-Fonds für die Lebensversicherer aufgrund ihrer langfristigen Verbindlichkeiten von besonderem Interesse sein.

Der Marktführer Allianz Leben hat die bisherige Ausnahmemöglichkeit nicht genutzt. In der Assekuranz wird bezweifelt, dass sich diese Politik ändert. Es scheint aber nicht unmöglich – schließlich hat der Konzern mit der Allianz Hedge Fund Partners einen eigenen Anbieter in diesem Feld.

Offensiv in diesem Bereich arbeitet schon seit 1991 die Gothaer-Gruppe. „Von unseren Kapitalanlagen in Höhe von 19 Mrd. Euro haben wir zur Zeit rund 700 Mio. Euro in Hedge Funds“, sagte Vorstand Reinhard Blei. Dabei handele es sich um 45 Engagements. „Für uns ist die wichtigste Eigenschaft der Hedge Funds, dass sie nicht mit anderen Anlageklassen korrelieren“, sagte er. Es gebe weder eine direkte Beziehung zu den Bewegungen der Börsen noch zu denen der festverzinslichen Papiere. Für 2003 erwartet Blei eine Rendite von rund 10 bis 12 Prozent, im Jahr 2002 waren es nur 5,2 Prozent, 2001 aber 16 und 2000 sogar 19 Prozent.

Zitat:

„Hedge Funds korrelieren nicht mit anderen Asset-Klassen“ – Gothaer-Vorstand Blei

Quelle: Financial Times Deutschland

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