Lebens- und Hypothekenversicherer werden ausgelagert · Rückversicherer Employers Re bleibt vorläufig im Konzern

Von Ulrike Sosalla, New York, und Herbert Fromme, Köln Der US-Konzern General Electric gliedert seine Lebens- und Hypothekenversicherungstöchter aus und will sie im kommenden Jahr an die Börse bringen. Das kündigte GE-Chef Jeffrey Immelt am späten Dienstagabend an. Das neue Unternehmen namens Genworth Financial wird Aktiva umfassen, die derzeit mit einem Wert von 10 Mrd. $ in der GE-Bilanz stehen. Die GE-Aktie stieg gestern bis kurz vor Handelsschluss um 3,3 Prozent auf 29,38 $.

Mit dem schrittweisen Verkauf der beiden Sparten kommt Immelt gleich zweien seiner Ziele näher: Er trennt sich von Bereichen, die nur noch langsam wachsen und so den Konzern insgesamt aufhalten. Und er besänftigt Investoren, die klagen, die Bilanz des Konzerns sei zu unübersichtlich. GE stellt nicht nur Produkte von Glühbirnen über Fernsehserien bis zu Flugzeugmotoren her, sondern verkauft auch Versicherungen aller Art, Hypotheken und Groß- und Kleinkredite.

Nicht enthalten in dem Paket, das Immelt nun für einen Börsengang schnürt, ist hingegen die schwächelnde Rückversicherungstochter Employers Reinsurance Corporation (ERC), weltweit der viertgrößte Rückversicherer nach Münchener Rück, Swiss Re und Berkshire Hathaway. Mit den beiden Letzteren hatte GE über den Kauf von ERC verhandelt, doch die Preisvorstellungen lagen zu weit auseinander.

Inzwischen hofft Immelt wieder darauf, dass der ungeliebte Rückversicherer nach mehreren harten Jahren mit teuren Schadensfällen aus dem Tief herausfindet. „Angesichts des starken fundamentalen Umfelds für das Neugeschäft von ERC ist es kein günstiger Zeitpunkt für einen Verkauf“, schreibt Don McDougall, Analyst bei JP Morgan.

Anders bei Lebens- und Hypothekenversicherungen: Das Versicherungsgeschäft in den USA hat seinen Höhepunkt überschritten. Bei Hypothekenversicherungen steigen die Risiken, da die Zinsen, die derzeit nahe ihrem historischen Tief stehen, in den kommenden beiden Jahren steigen dürften. Das erhöht die Gefahr, dass Kreditnehmer zahlungsunfähig werden und die Versicherung einspringen muss.

Genworth Financial soll daher aus der Hypothekenversicherung bestehen, die bisher 500 Mio. $ jährlich zu GEs Nettogewinn beisteuert, und aus den Lebens-, Renten- und Pflegeversicherungen, die 600 Mio. $ Jahresgewinn schreiben. Im ersten Halbjahr will GE 30 Prozent von Genworth an die Börse bringen und sich mit der Zeit auch von den restlichen 70 Prozent trennen. Das würde den Konzern dicht an sein Ziel bringen, nur noch 15 bis 20 Prozent der Aktiva von General Electric Capital in Versicherungen zu halten und 50 Prozent im schneller wachsenden Geschäft mit Unternehmenskrediten. Der Rest sind Konsumentenkredite.

GE verkaufte 2002 bereits mehrere Versicherungssparten, darunter einen Teil der Lebensversicherungen und die Auto- und Hausratversicherungen für 2,1 Mrd. $ an AIG sowie die Anleihenversicherungen für 2 Mrd. $.

Im Gesamtkonzern konzentriert sich Immelt vornehmlich auf Medizintechnik und den Ausbau des Fernsehsenders NBC – beides Bereiche, in denen er schnelles Wachstum wittert. GE kaufte dem französischen Konzern Vivendi vor wenigen Wochen das Film- und Fernsehgeschäft von Universal ab. Immelt steht unter Druck, nach zwei mageren Jahren wieder ein zweistelliges Gewinnwachstum vorzulegen, wie es unter seinem Vorgänger Jack Welch die Regel war. Diese magische Schwelle stellte Immelt gestern für 2005 in Aussicht, während der Gewinn 2004 nur knapp über dem des laufenden Jahres liegen werde. „2005 könnte unser Gewinn um bis zu 15 Prozent steigen, da wir uns von langsam wachsenden Bereichen trennen.“

Vor dem Verkauf steht auch immer noch der Rückversicherer ERC mit seinen Töchtern, einschließlich der GE Frankona in München. „Bei GE ist der Rückversicherer seit Jahren unbeliebt, weil die schlechten Zahlen regelmäßig die Boni der Vorstände und leitenden Angestellten gedrückt haben“, sagte ein Insider.

Im Moment wird ERC mit Macht auf eine höhere Rendite getrimmt. Unter anderem trennt sich die Rückversicherungsgruppe von den meisten Quotenverträgen, bei denen ein Rückversicherer automatisch feste Anteile von Prämien und Risiken in bestimmten Geschäftsfeldern vom Erstversicherer übernimmt. In Europa führt diese Politik dazu, dass der Konzern immer weniger verkauft. „GE Frankona ist nicht mehr als Wettbewerber zu spüren“, sagte ein Konkurrent.

Bild(er):

Logo des US-Konzerns: GE trennt sich von Bereichen, die nur noch langsam wachsen – FTD-Montage

Quelle: Financial Times Deutschland

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