Von Herbert Fromme, Köln Die Gothaer Versicherungsgruppe versucht weiter, ihr Industrieversicherungsgeschäft durch Bestände anderer Gesellschaften auszubauen – bisher allerdings ohne Erfolg. „Uns kamen auf den Weg zu einer solchen Lösung immer die Gesprächspartner abhanden“, sagte Vorstandschef Werner Görg gestern in Köln. Viele Versicherer hätten das Geschäftsfeld verlassen.
Die Gothaer hatte 2000 die Industrieversicherung in einem eigenständigen Unternehmensbereich zusammengefasst, um ihn zum Kern eines größeren Industrie-Verbundes mit Partnern zu machen. Er halte an der Industrieversicherung fest, sagte Görg. „Wir sind eine Alternative zu den Big Boys.“ Das Unternehmen ziele auf den Mittelstand.
Mit 140 Mio. Euro Prämie aus Sach und Haftpflicht von Industrie- und Firmenkunden im laufenden Jahr gehört die Gothaer zu den kleinen Marktteilnehmern. Davon stammten 100 Mio. Euro aus der Sachversicherung, nach 85 Mio. Euro für 2002.
Görg rechnet für 2003 mit einem positiven versicherungstechnischen Ergebnis im Sach- und Haftpflichtgeschäft. Schäden und Kosten machen rund 97 Prozent der Beitragseinnahmen aus – nach 114 Prozent 2002 und dem entsprechend roten Ergebnis.
Kaum berücksichtigt ist allerdings der Großschaden bei Humana in Herford, der erst 2004 voll zu Buche schlagen wird. Die Gothaer ist führender Versicherer der Milchwerke, die fehlerhaft hergestellte Babynahrung nach Israel lieferte. In der Folge starben mindestens zwei Kinder. Humana ist mit 50 Mio. Euro versichert, davon trägt die Gothaer 20 Mio. Euro. Die Hälfte ist rückversichert, der Schaden trifft Gothaer netto mit 10 Mio. Euro.
Die Gothaer drängt ihre Kunden, größere Anteile an den Risiken selbst zu tragen. „Die Bereitschaft dazu hat sich verdoppelt. Rund 40 Prozent der Kunden haben zur Zeit einen Selbstbehalt vereinbart“, sagte Görg. Zufrieden sei er noch nicht. Bei schweren Risiken wie Gießereien, Holzverarbeitung oder Recycling-Unternehmen sei ohne Selbstbehalt keine Versicherungsdeckung möglich.
Quelle: Financial Times Deutschland
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