Ex-HDI plant kurz- und langfristig Übernahmen

Von Herbert Fromme, Hannover Die Versicherungsgruppe Talanx will in den nächsten Wochen Gespräche mit drei potenziellen Übernahmekandidaten aufnehmen. Namen nannte Vorstandschef Wolf-Dieter Baumgartl am Dienstagabend zwar nicht – allerdings soll es sich um einen Schaden- und Unfallversicherer „möglicherweise mit einer kleinen Lebens-Tochter“ in Deutschland oder dem übrigen Europa handeln. Einen Krankenversicherer will der ehemalige HDI-Konzern nicht akquirieren.

Für die Übernahme stünden 1 Mrd. Euro bei der Holding Talanx zur Verfügung, sagte Baumgartl. „Außerdem können wir Fremdmittel einsetzen.“

Die Nummer drei im deutschen Markt will durch eine kleine Übernahme einen Wachstumsschub vor dem für frühestens 2005 geplanten Börsengang erzielen. Für die Zeit danach plant Baumgartl einen größeren Zukauf, für den der angepeilte Ertrag aus dem Börsengang von rund 6 Mrd. Euro verwendet werden soll.

Damit hat Baumgartl seine zuerst im Juli geäußerten Akquisitionspläne konkretisiert. Bisher hatte die Gruppe kein besonderes Glück mit Fusionen und Übernahmen. Der ausverhandelte Zusammenschluss mit der HUK-Coburg scheiterte 1999 am Veto der Mitgliedervertreter des Partners.

Gespräche mit den Gerling-Eignern beendete der HDI Anfang dieses Jahres ohne Ergebnis. „Wir haben geschaut, und dann gesagt: Nein danke“, sagte Baumgartl.

Der frühere HDI-Konzern, der von dem Gegenseitigkeitsverein Haftpflichtverband der Deutschen Industrie geführt wird, hat sich eine neue Struktur verpasst. Der Verein ist jetzt nur noch mit einem Promille an der Versicherung der Industrierisiken beteiligt – und hält 100 Prozent der Zwischenholding Talanx. Das gesamte operative Geschäft liegt bei Töchtern unterhalb der Zwischenholding.

Von der Talanx will Baumgartl 49,9 Prozent an die Börse bringen, 50,1 Prozent soll künftig der Verein halten. Das Problem: Mehr als zwei Drittel des Konzernumsatzes stammen vom Rückversicherer Hannover Rück, seinerseits im MDax gelistet. Das selbe Geschäft kann der Konzern aber kaum ein zweites Mal an die Börse bringen. Deshalb muss Baumgartl den Nicht-Rückversicherungsteil durch Übernahmen ausbauen. Auch der Plan, den Anteil an der Hannover Rück von knapp 75 auf 50 Prozent zu reduzieren, wird weiter verfolgt.

Für 2003 kündigte Baumgartl ein Rekordergebnis an. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) steige um 46 Prozent auf 780 Mio. Euro , sagte er. Die Prämien nahmen um 3,3 Prozent auf 15,5 Mrd. Euro zu.

Zitat:

„Wir haben bei Gerling geschaut und gesagt: Nein danke“ – Talanx-Chef Wolf-Dieter Baumgartl

Quelle: Financial Times Deutschland

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