Von Herbert Fromme, Köln Mit der Bestimmung des Finanzvorstands Uwe Schröder-Wildberg zum Firmenchef will der Aufsichtsrat des Finanzvertriebs MLP heute einen Schlussstrich unter die Ära Bernhard Termühlen ziehen. Dieser war im Oktober mit Wirkung zum Jahresende zurückgetreten, hatte aber die Leitung der Organisation sofort aufgegeben. Seitdem führt Schröder-Wildberg faktisch das Unternehmen, bei dem er seit Anfang 2003 arbeitet. Seine Wahl heute gilt als sicher.
MLP-Mitgründer und Großaktionär Manfred Lautenschläger hat sich mit Termühlen überworfen. MLP wurde in den vergangenen zwei Jahren durch eine Reihe von Skandalen schwer gebeutelt. Mit einer aggressiven Bilanzpolitik und gleichmäßig steigenden, hohen Gewinnen konnte Termühlen die Aktie so weit nach oben bringen, dass MLP sogar im Dax notiert wurde. Vorwürfe der Bilanzfälschung wurden nicht bewiesen, führten aber zu einem spektakulären Absturz der Aktie, die gestern 16,11 Euro kostete – verglichen mit 140 Euro Anfang 2001. MLP änderte Anfang 2003 die umstrittenen Praxis, künftige operative Gewinne über Rückversicherungsdeals früh zu zeigen.
Lautenschläger braucht jetzt dringend Ruhe in der Organisation. Der Vertrieb, das Herzstück der Firma, habe seine operativen Leistungen in den letzten Monaten kräftig verbessert, betonte ein Unternehmenssprecher. Allerdings sind die Folgen der Krise und des Börsenabsturzes deutlich spürbar. Nach FTD-Informationen liegt die Fluktuationsrate bei den MLP-Vertretern im laufenden Jahr bei 25 Prozent – normal sind 12 bis 15 Prozent.
Mit deutlichen Dementis wehrt sich Lautenschläger, der gerade seinen 65-jährigen Geburtstag gefeiert hat, gegen immer wieder aufkommende Spekulationen, dass er kurz vor dem Verkauf seines Anteils an dem Unternehmen steht. Nach FTD-Informationen aus Finanzkreisen hat Lautenschläger in den letzten Wochen Gespräche mit drei Banken und einer Versicherungsgruppe geführt – der Deutschen Bank, der Schweizer UBS, der US-amerikanischen Citibank sowie der französischen Versicherungsgruppe Axa. Lautenschläger lässt sich von der Investmentbank Goldman Sachs beraten. Er leugnet diese Kontakte nicht, betrachtet sie aber als erledigt. „Ich habe mit verschiedenen Adressen Gespräche über eine mögliche Beteiligung an MLP geführt“,sagte Lautenschläger der FTD. „Dies geschah ausschließlich, um Handlungsspielraum zu haben und den langfristigen Fortbestand des Unternehmens zu sichern, falls MLP die Krise nicht aus eigener Kraft meistert.“ MLP habe aber seine Krise nachhaltig überwunden, das spiegele sich im operativen Geschäft wieder. „Vor diesem Hintergrund steht für mich ein weiterer Verkauf meiner Anteile überhaupt nicht zur Diskussion“, sagte Lautenschläger.
Der Aufsichtsratschef hatte Anfang Dezember bereits 5 Prozent seiner Aktien verkauft, um Bürgschaften für hoch verschuldete MLP-Vertreter einlösen zu können. Er hatte für Darlehen gebürgt, mit denen die Vertreter zu hohen Kursen Aktien im Rahmen von Mitarbeiterprogrammen gekauft hatten. Inzwischen drängen die Banken auf Einlösung. Mit dem Verkauf ist Lautenschlägers Anteil an MLP auf 28,9 Prozent und damit unter 30 Prozent gesunken.
Zitat:
„Ich habe mit verschiedenen Adressen Gespräche geführt“ – Manfred Lautenschläger
Quelle: Financial Times Deutschland
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