Von Herbert Fromme, Köln Die deutschen Lebensversicherer zahlen nach der dritten Absenkung der Überschussbeteiligungen in Folge ihren Kunden 2004 niedrigere Zinsen als je zuvor. Das hat eine Erhebung der Ratingagentur Assekurata ergeben.
Im Schnitt bekommen Kunden eine laufende Gesamtverzinsung von 4,43 Prozent auf die Sparanteile, verglichen mit 4,84 Prozent 2003. Verzinst werden die Beiträge abzüglich der Kosten und der Risikoprämie sowie die bereits angesammelten Zinsen früherer Jahre. Die Kunden erhalten einen Garantiezins, der je nach Jahr des Abschlusses zwischen 2,75 Prozent und 4 Prozent liegt, sowie in den meisten Fällen eine Überschussbeteiligung. Die Absenkung betrifft fast alle 68 Millionen Kapital- und Rentenverträge unter den 91 Millionen Lebensversicherungspolicen. Gleichzeitig wird die Lebensversicherung intransparenter: Nur noch 37 Prozent aller Gesellschaften schreiben allen Kunden den selben Zinssatz gut, der Rest unterscheidet je nach Tarif-Generation oder -Art.
„Die niedrigere Verzinsung ist notwendig, damit die Angebote plausibel sind“, sagte Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will. In der Vergangenheit hat die Mehrzahl der Lebensversicherer den Kunden mehr versprochen als haltbar war. „Im Herbst waren 63 Prozent der Angebote von Lebensversicherern nicht plausibel“, sagte Professor Oskar Goecke von der Fachhochschule Köln. Er untersuchte zusammen mit Assekurata, ob die Beispielrechnungen der Versicherer für künftige Kunden angesichts der Reservekraft der Unternehmen und der Kapitalmarktentwicklung schlüssig sind. Nach der Absenkung dürfte der Anteil der nicht plausiblen Angebote „deutlich unter 50 Prozent“ liegen, sagte Will.
Kritisch sieht er die unterschiedliche Verzinsung bei manchen Gesellschaften. Beispiel Victoria: Sie zahlt zwischen 3,2 Prozent und 4 Prozent. Kunden mit 4 Prozent Garantiezins bekommen nur diesen und keine Überschussbeteiligung. Neukunden mit garantierten 2,75 Prozent wird dagegen insgesamt 3,4 Prozent gutgeschrieben. „Das führt zu einer zunehmenden Intransparenz zu Lasten der Kunden“, beklagte Will.
Quelle: Financial Times Deutschland
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