Von Herbert Fromme und Katrin Berkenkopf, Köln, und Jenny Genger, Hamburg Der

Von Herbert Fromme und Katrin Berkenkopf, Köln, und Jenny Genger, Hamburg Der von TUI angekündigte Börsengang für die Tochter Hapag-Lloyd ist nach den Plänen seines Managements der erste Schritt zur Bildung einer der fünf weltgrößten Reedereien in der Containerschifffahrt. Das sagte Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt der FTD. Zurzeit ist Hapag-Lloyd die Nummer 15 in der Welt, gemessen an der Containerkapazität. „Wir wollen so schnell wie möglich unter die ersten fünf“, sagte er. „Was die Produktivität angeht, sind wir schon unter den ersten drei.“ Er könne sich Übernahmen sowohl in Deutschland wie im Ausland vorstellen. Namen wollte Behrendt nicht nennen. Aber auf dem Heimatmarkt kommt eigentlich nur ein Kandidat in Frage: die zur Oetker-Gruppe gehörende Hamburg Süd. Zuletzt verhandelten die beiden Reedereien 1997 erfolglos über eine Fusion.

Die Börsenpläne nehmen eine schwere Last von Hapag-Lloyd. Bisher musste das Unternehmen fürchten, von der notorisch kapitalhungrigen TUI einfach an einen der Weltmarktführer verkauft zu werden – Interessenten hätte es genug gegeben. Diese Gefahr ist jetzt gebannt.

Als börsennotierte Gesellschaft mit Minderheitsaktionären, die mehr als 30 Prozent halten, kann das Management wesentlich selbstständiger auftreten. Mit eigenen Aktien kann das Unternehmen künftig für Übernahmen zahlen und hat damit deutlich an Flexibilität gewonnen.

Behrendt erwartet, dass der Börsengang viele Investoren anziehen wird. „Wir hatten ein exzellentes Jahr. Das Rekordergebnis von 2001, als wir 299 Mio. Euro verdient haben, wurde 2003 übertroffen.“ 2002 brach der Gewinn wegen der Delle im Welthandel nach dem 11. September 2001 auf 143 Mio. Euro ein.

Hapag-Lloyd wächst schneller als die Konkurrenten. 2003 transportierte die Gruppe mehr als zwei Millionen Standardcontainer, ein Plus von zwölf Prozent. Für den Gesamtmarkt schätzen die amerikanischen Branchenanalysten Global Insight den Zuwachs auf nur 7,1 Prozent.

Die Auswirkungen des gestern ebenfalls bekannt gewordenen Weggangs von Container-Chef Günther Casjens bei Hapag-Lloyd spielte Behrendt herunter. Der Nachfolger Adolf Arion sei schon heute führend im operativen Geschäft tätig. „Casjens‘ Weggang hat persönliche Gründe und nichts mit dem Börsengang zu tun“, so Behrendt.

Mit elf neuen Schiffen, die in den nächsten drei Jahren von Werften an Hapag-Lloyd ausgeliefert werden, schafft die Reederei auch die nötige Kapazität. Derzeit hat sie 42 Schiffe. „Über weitere Bestellungen werden wir Ende des Jahres nachdenken.“

Die Containerschifffahrt lieferte 2002 mit 2,1 Mrd. Euro den Hauptteil des Umsatzes – die Kreuzfahrt brachte nur 151 Mio. Euro. Im vorigen Jahr hat sie einen kleinen Verlust erwirtschaftet. Das werde sich 2004 ändern, versprach Behrendt. Erweiterungspläne für die Passagierflotte mit ihren vier Hochseeschiffen gebe es allerdings nicht.

Die vollständige Trennung von VTG-Lehnkering sei kein Problem, sagte Behrendt. Vor dem Posten bei Hapag-Lloyd war er lange Chef der Tochtergesellschaft. „Das ist ein Verkäufermarkt.“ VTG-Lehnkering ist Europas größter Anbieter in der Gefahrgutlogistik und einer der führenden Eisenbahnlogistiker. „Das könnte Konkurrenten ebenso wie Finanzinvestoren interessieren.“

Mit den Veräußerungen und dem Teilrückzug bei Hapag-Lloyd ändert sich auch die Aufstellung des TUI-Konzerns. Künftig heißt die zweite Säule neben der Touristik nicht mehr Logistik, sondern nur noch Schifffahrt. Zudem ändert sich das Verhältnis der Sparten: Die Touristik werde ab 2005 laut Finanzvorstand Rainer Feuerhake 85 Prozent zum Umsatz beitragen statt wie bislang geplant 77 Prozent; der Rest entfällt dann auf die Schifffahrt. Damit wird der Konzern noch abhängiger von der in den vergangenen beiden Jahren lahmenden Reisebranche. Doch weiteres Wachstum sieht der Vorstand dank der kräftigeren Finanzstruktur durchaus auch in Zukäufen.

Bild(er):

Hapag-Lloyd-Containerfrachter „Heidelberg Express“ im Hafen von Hongkong – Argus/Vielmo

Das Kapital Seite 17

Quelle: Financial Times Deutschland

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