Zurich Financial schafft Ertragswende

Schaden- und Unfallversicherung glänzt mit hohem Gewinn · Chef zweifelt an Geschäftsmodell der Lebenssparte

Von Herbert Fromme, Zürich Zwei Jahre nach dem Höhepunkt ihrer Krise meldet sich die Versicherungsgruppe Zurich Financial Services (ZFS) mit einem soliden Gewinn zurück. Noch 2002 hatte das Unternehmen 3,4 Mrd. $ Verlust gemacht – 2003 verdiente ZFS nach Steuern satte 2,1 Mrd. $. Die Börse honorierte die gute Nachricht mit einem Kurssprung um 8,2 Prozent auf 208,75 Franken.

Konzernchef James Schiro kann einen Erfolg in der strategischen Rückbesinnung auf das Kerngeschäft Versicherung melden. Vollauf zufrieden ist er aber noch nicht. „Der Bereich Lebensversicherung verdient seine Kapitalkosten noch nicht“, monierte Schiro gestern. Auch Altlasten werfen weiter hässliche Schatten auf das strahlende Bild vom genesenen Unternehmen. Das gilt in erster Linie für den inzwischen geschlossenen Finanzrückversicherer Centre sowie für US-Haftpflichtrisiken.

Der Gewinn stammt vor allem aus der Schaden- und Unfallversicherung. Hier hat die ZFS ihre durch die Krise aufgezwungene Zurückhaltung aufgegeben und tritt seit rund einem Jahr wieder munter auf, unter anderem im deutschen Industrieversicherungsmarkt. Dabei bietet ZFS gelegentlich Konditionen, die schwer zu rechtfertigen sind, wie Konkurrenten finden. „Wir zeichnen nur Geschäft, das gute Gewinnaussichten hat“, sagte Schiro der FTD. Alle Großrisiken gingen über den Tisch des Konzernvorstands. Die Ergebnisse seien ausgezeichnet. „Wir sind jetzt der zweitgrößte Versicherer der Welt für global agierende Unternehmen.“ Diese Position wolle ZFS ausbauen.

Im Bereich Schaden- und Unfall steigerte ZFS die Beitragseinnahmen um 22 Prozent auf 36,3 Mrd. $. Das hohe Wachstum ist teils dem starken Euro geschuldet. Aber auch das Wachstum in Originalwährung von 13 Prozent beeindruckt. Für Schäden und Kosten gab ZFS 97,9 Prozent der Beiträge aus, ein um 5,6 Punkte verbesserter Satz. Der Gewinn stieg von 435 Mio. $ auf 1,88 Mrd. $.

In der Lebensversicherung nahm ZFS 20,6 Mrd. $ ein, ein Zuwachs von fünf Prozent. Daran verdiente der Konzern aber nur 799 Mio. $, nach 345 Mio. $. „Nicht ausreichend“, sagte Schiro. „Ich schätze die Lebensversicherung, und ich will sie auch weiter betreiben. Aber ich zweifle am Geschäftsmodell. Es muss fundamental verändert werden.“

Einzelheiten wollte Schiro nicht nennen. Erst im April will er sich zu den strategischen Zielen und den Planzahlen für 2004 äußern. Von einzelnen Gesellschaften wie der Zurich Life in Großbritannien und den Niederlanden sowie in den USA hat sich der Konzern bereits getrennt.

Trotz der Grundsatzkritik am Lebensversicherungsmodell ist ZFS mit der Übernahme des Deutschen Herold von der Deutschen Bank zufrieden. „Das war sehr gut für uns“, sagte Vorstand Peter Eckert. Die Deutsche Bank sei zudem ein ausgezeichneter Kooperationspartner und produziere heute 40 Prozent des Neugeschäfts des Deutschen Herold.

Schiro wollte nicht sagen, wer ab April Chef des ZFS-Verwaltungsrates wird, wenn der 73-jährige Lodewijk van Wachem zurücktritt. In Schweizer Versicherungskreisen wird Schiro selbst als möglicher Nachfolger gesehen. „Ich mache meinen jetzigen Job gerne“, sagte Schiro. „Über den Verwaltungsratspräsidenten muss der Verwaltungsrat entscheiden.“

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James Schiro ist seit 2002 Chef der Zurich Financial Services. Der damals schwer angeschlagene Konzern hat inzwischen große Fortschritte gemacht – Keystone/Eddy Risch

Quelle: Financial Times Deutschland

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