Credit-Suisse-Tochter reduziert Präsenz auf Schweiz und wenige andere Märkte · Interview mit Konzernchef Fischer
Von Herbert Fromme und Claudia Wanner, Berlin Die Schweizer Versicherungsgruppe Winterthur hat als Folge ihrer schweren Krise Pläne für eine globale Rolle aufgegeben. „Wir haben unseren Schwerpunkt in der Schweiz, wo wir Marktführer sind. Zusätzlich werden wir unser Kapital auf wenige Länder vor allem in Europa konzentrieren“, sagte Vorstandschef Leonhard Fischer im FTD-Interview. Dazu gehöre auf jeden Fall Deutschland, außerdem ist die Gruppe in Belgien, Großbritannien, Holland und Spanien aktiv. In Osteuropa und Asien betreibt sie das Pensionsgeschäft.
Anfang 2003 holte die Winterthur-Muttergesellschaft Credit Suisse (CS) Fischer als Sanierer. Er war kurz vorher bei der Dresdner Bank als Vorstand nach heftigem Streit mit dem damaligen Chef Bernd Fahrholz ausgeschieden.
„Die Winterthur hatte in der Vergangenheit die Wachstumsstrategie, in möglichst vielen Ländern Gesellschaften zu erwerben. Dort war sie aber meistens sehr weit entfernt vom angestrebten Marktanteil“, sagte Fischer. Er musste rasch handeln. Die Töchter Republic in den USA, Churchill in Großbritannien und das Geschäft in Italien wurden verkauft, die Winterthur machte damit einen Buchgewinn von 1,3 Mrd. Franken. „Das Ziel war, die Kapitalbasis wieder herzustellen. Das ist uns gelungen.“ Die CS hatte schon 2,6 Mrd. Franken eingeschossen. Den Rest musste der Versicherer selbst regeln. „Aber wir haben nicht aus der Not verkauft. Das zeigen schon die Preise, die wir erzielt haben.“ Die Gesellschaft sei 2002 in Probleme gekommen, weil ihre Kapitalbasis überdehnt war und sie zu viele Aktien hatte. „Das konnten wir durch gezielte Verkäufe und eine Reduzierung der Aktienquote korrigieren“, sagte Fischer.
Außerdem setzte Fischer sofort ein rigides Sparprogramm durch. Die Beschäftigtenzahl sank 2003 von 32 000 auf 21 000, zum größten Teil durch die Verkäufe. Allerdings wurden auch die Personalkosten im weiter bestehenden Geschäft um 8 Prozent reduziert. „Insgesamt haben wir die Verwaltungskosten um 20 Prozent gedrückt“, sagte Fischer stolz. Kernstück war die Zusammenlegung der Vertriebe im Lebens- und Nichtlebensgeschäft in der Schweiz. „Die Kapitalbasis ist wiederhergestellt, die Profitabilität auch. Jetzt ist unsere Priorität die Steigerung des operativen Ergebnisses, um Ertragskontinuität hineinzubringen“, sagte Fischer.
Die deutsche Tochter DBV Winterthur sei im Moment „nicht die Ertragsperle im Verbund“, sagte er. Der Markt sei in einer schwierigen Phase. Die DBV Winterthur müsse sich um ihre klassische Zielgruppe Beamte und öffentlicher Dienst „noch stärker kümmern“, sagte Fischer. „Auch gab es eine falsche Expansionspolitik, da wurde schlechtes Geschäft hereingenommen.“ Nicht äußern wollte er sich zu Informationen der FTD, nach denen der Konzern den Vorstandschef der börsennotierten deutschen Gesellschaft Hartmut Nickel-Waninger ablösen will. „Spekulationen kommentieren wir nicht. Doch ich muss zugeben: Das Sanieren macht mehr Spaß außerhalb Deutschlands.“
Die deutsche Gesellschaft solle auf keinen Fall verkauft werden. Zukaufspläne habe die Gruppe aber aktuell auch nicht. „Wir sind im Konsolidierungsmodus, nicht im Kaufmodus.“ Der Anspruch, auch in Deutschland einen substanziellen Marktanteil anzustreben, dürfe nicht missverstanden werden. „Da geht es nicht um Größe. Wir müssen in Nischenpositionen ein unverwechselbares Profil zeigen, wie wir das zum Beispiel in der betrieblichen Altersvorsorge in unseren Zielgruppen schon haben.“
Aus der Zugehörigkeit zum Konzernverbund der Credit Suisse ziehe die Winterthur großen Nutzen, sagte Fischer. An den immer wieder aufkeimenden Verkaufsgerüchten sei nichts dran, sagte er.
Zitat:
„Wir sind im Konsolidierungsmodus, nicht im Kaufmodus“ – Winterthur-Chef Leonhard Fischer
Bild(er):
Der frühere Dresdner-Bank-Vorstand Fischer führt jetzt die Winterthur – FTD/ www.uta-rademacher.de FTD/ www.uta-rademacher.de
Quelle: Financial Times Deutschland
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