Münchener-Rück-Tochter schafft trotz Reserven-Erhöhung Gewinn
Von Herbert Fromme, Köln Der Rückversicherer American Re muss für 2003 erneut die Reserven für Geschäft aus den Jahren 1999 bis 2001 erhöhen – dieses Mal um 368 Mio. $. Trotzdem gelang der Tochter der Münchener Rück die Rückkehr in die Gewinnzone. Mit 503 Mio. $ Gewinn vor Steuern steht sie deutlich besser da als 2002. In dem Jahr hatte das Unternehmen einen Verlust von 1,9 Mrd. $ vor Steuern gemeldet. Auch dabei spielte die Bewältigung von Altlasten die Hauptrolle. Zuletzt hatte der US-Rückversicherer 1998 einen Gewinn ausgewiesen.
Mit einem geschätzten Nettoumsatz von 1,6 Mrd. $ aus Rückversicherungsverträgen ist American Re die Nummer 2 in den USA. Die Münchener Rück hatte das Unternehmen 1996 für 3,3 Mrd. $ gekauft. Seither musste der Weltmarktführer mehrere Milliarden Euro Euronachschießen.
Neben Umwelt- und Asbestschäden kommen die Probleme vor allem aus dem Haftpflichtgeschäft. Auf der Suche nach möglichst viel Prämienvolumen hatte American Re in den Jahren 1999 bis 2001 – bereits unter Führung der Münchener Rück – problematische Risiken zu niedrigen Preisen übernommen. Es handelt sich um Rückdeckungen in den Bereichen allgemeine Haftpflicht, Berufshaftpflicht und Arbeiterunfall (Workers‘ Compensation).
Die Schäden aus den betreffenden Jahren kommen mit Verzögerung ans Tageslicht. Erst jetzt zeigt sich beispielsweise bei Arbeiterunfalldeckungen, wie teuer die Behandlungs- und Schadenersatzkosten tatsächlich sind und dass die Schadenreserven nicht ausreichen. Auch wenn der Rückversicherer diese schon 2002 um 2 Mrd. $ verstärken musste.
Die Schaden- und Kostenquote der American Re betrug 2003 101,6 Prozent der Beitragseinnahmen, verglichen mit 278 Prozent für 2002. Dabei sind die Reservestärkungen jeweils mitgerechnet. Für die im Jahr 2003 gezeichneten Risiken errechnete die American Re eine Quote von 94,5 Prozent. Damit ist sie operativ deutlich in den schwarzen Zahlen.
In München wird das frühere Management der American Re für die Altlastenprobleme verantwortlich gemacht. Erst 2002 verlor der Konzern die Geduld und ersetzte die Führungsspitze. Seitdem wird die Tochter von John Phelan geführt, der auch Mitglied des Vorstands der Muttergesellschaft Münchener Rück ist.
Weitere Belastungen in den nächsten Jahren wollte eine Konzernsprecherin nicht ausschließen. Die Frage, ob die Münchener Rück nur über die Tochtergesellschaft oder auch direkt im Ergebnis 2003 von der Altlastenproblematik betroffen ist, wollte die Sprecherin nicht beantworten. Vorläufige Zahlen für 2003 werden am 17. März veröffentlicht.
Quelle: Financial Times Deutschland
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