Dresdner Bank trägt zum Quartalsgewinn bei · Versicherungsgeschäft auf Vorjahresniveau · Aktionäre loben Vorstandschef Diekmann
Von Herbert Fromme, München Allianz-Chef Michael Diekmann hat die Aktionäre seines Konzerns mit positiven Quartalszahlen überrascht. Im ersten Jahresviertel 2004 verdiente die Allianz nach Steuern rund 650 Mio. Euro – nach 546 Mio. Euro Verlust im Vorjahr. „Der Quartalsüberschuss konnte um 1,2 Mrd. Euro gesteigert werden“, sagte Diekmann gestern auf der Hauptversammlung in München.
Besonderen Beifall erntete er für die Nachricht, dass das Sorgenkind Dresdner Bank zum ersten Mal seit fast zwei Jahren positiv zum Gesamtergebnis beitragen wird. Der operative Gewinn der Bank betrug 170 Mio. Euro, verglichen mit mageren 69 Mio. Euro im Vorjahr. Auch nach Steuern weist die Bank ein (nicht beziffertes) positives Ergebnis aus, nach einem Verlust von 353 Mio. Euro.
Eigentlich wollte die Allianz die Quartalszahlen erst am 14. Mai bekannt geben. Dass Diekmann die Hauptversammlung für die Übermittlung der guten Nachricht nutzte, war Balsam auf die verwundeten Aktionärsseelen – schließlich hatte das Allianz-Papier seit Jahresanfang 13,3 Prozent an Wert verloren, während der Dax nur 0,7 Prozent nachgab. Gestern kam die Wende: Die Allianz-Aktie legte um 3,7 Prozent auf 90,89 Euro zu.
Fast einhellig lobten Aktionärsvertreter den Konzernchef, der sein Amt vor einem Jahr antrat. Damals musste der Konzern einen katastrophalen Jahresverlust von 1,2 Mrd. Euro melden. Gestern konnte Diekmann für 2003 einen Nettogewinn von 1,6 Mrd. Euro vorweisen, eine Verbesserung um satte 2,8 Mrd. Euro. Nur wenige Redner störte, dass der Gewinn maßgeblich von Erträgen aus Anteilsverkäufen gestützt wurde. Allein der Verkauf der Beiersdorf-Aktien führte zu einem Gewinn von 2,84 Mrd. Euro, die Reduzierung des Anteils an der Münchener Rück brachte weitere 936 Mio. Euro.
Nur das Engagement bei der Dresdner Bank, das den Konzern 27,5 Mrd. Euro gekostet hat, sorgte weiter für Aktionärskritik. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz nannte die Bank „die Achillesferse“ des Konzerns. Diekmann verteidigte die Strategie, Bank und Versicherung zu verknüpfen.
Im Kerngeschäft Versicherungen erreichten die Beitragseinnahmen im ersten Quartal mit 25 Mrd. Euro Vorjahresniveau. Das lag teilweise an Währungskursänderungen und an Konsolidierungseffekten, ohne sie betrug Zuwachs drei Prozent.
Die Schaden- und Kostenquote verbesserte sich von 97,7 Prozent der Beitragseinnahmen auf 96 Prozent, das ist zum Teil auf die glimpfliche Entwicklung der Zahl an Großschäden im vergangenen Jahr zurückzuführen.
Analysten rieten trotz der guten Zahlen zur Vorsicht. „Es ist sicherlich positiv, wenn die Bank wieder schwarze Zahlen zeigt“, sagte Carsten Zielke von der WestLB. „Man muss sich aber erst einmal genau anschauen, woher die Erträge kommen. Wenn das alles Handelsergebnis war, hält das nicht lange an.“ Ähnlich Brian Shea von Merrill Lynch: Die guten Zahlen könnten sich „als wenig dauerhaft herausstellen“.
Vorstandschef Diekmann war klug genug, gestern nicht das Ende der Sanierungsbemühungen zu verkünden. Von dem Programm „3+Eins“ habe der Konzern insgesamt 50 Prozent abgearbeitet, bei der Bank allerdings erst 20 Prozent und bei der Lebensversicherung 30 Prozent. In Schaden-Unfall und beim Asset Management seien die Maßnahmen zu 75 Prozent umgesetzt. Die „3“ steht für Sicherung und Stärkung der Kapitalbasis, Steigerung der operativen Profitabilität und Verringerung der Komplexität; die „Eins“ für nachhaltige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
Diekmann nannte die hohen Gewinne des US-Konkurrenten AIG als Maßstab für die Allianz. „Wir spielen zwar in derselben Liga, aber wir spielen nicht oben in dieser Liga“, sagte er. „Wir wollen 2006 oben mitspielen.“
Zitat:
„Wir spielen nicht oben in dieser Liga“ – Allianz-Chef Michael Diekmann mit Blick auf Rivale AIG
Bild(er):
Allianz-Konzernchef Michael Diekmann ist vorsichtig: Er verspricht den Aktionären nur, ab 2006 wieder in der Weltspitze mitzuspielen – Argum/Christian Lehsten
Quelle: Financial Times Deutschland
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