Axa Art mischt asiatischen Markt auf

Weltgrößter Kunstversicherer hat sich saniert und expandiert in Fernost · Interview mit Vorstandschef Guntram

Von Herbert Fromme und Bülent Erdogan, Köln Der nach eigenen Angaben weltgrößte Kunstversicherer Axa Art baut eine starke Präsenz in Asien auf. In reichen Regionen lohne sich die Kunstversicherung in Fernost, sagte Vorstandschef Ulrich Guntram der FTD. Die erste Niederlassung hat die frühere Nordstern Kunst jetzt in Hongkong gegründet. Axa Art bedient dort auch Kunden in Taiwan und Indonesien.

Auf mittlere Sicht will Guntram auch auf dem chinesischen Festland tätig werden. „Sehr reiche Chinesen entwickeln einen Sinn für Kunst und kaufen heimische Werke aus dem Ausland zurück.“ Der japanische Markt – für Guntram der „definitiv beste Platz in Asien“ – sei allerdings nur schwer zu öffnen. „In Hongkong waren wir dagegen sofort willkommen. Hier gibt es bereits eine etablierte Sammlerszene mit eindrucksvollen Vermögenswerten.“

Für den Versicherer, der zur Axa in Paris gehört, bleiben Europa und die USA aber die Hauptmärkte. Im vergangenen Jahr konnte Axa Art die Prämieneinnahmen von 107 Mio. Euro auf 110 Mio. Euro steigern. Für 2004 erwartet er sogar 120 Mio. Euro. „Wir sind in einem der wenigen Segmente tätig, in denen man wachsen kann.“

Privatkunden tragen rund 60 Prozent zum Volumen bei, Aussteller und Museen 25 Prozent, Galerien sowie Auktionshäuser 15 Prozent. Das Unternehmen beschäftigt 170 Mitarbeiter, darunter 60 Kunsthistoriker.

2003 fuhr Axa mit der Kunstversicherung 7,2 Mio. Euro Gewinn ein – nach zwei Jahren mit Millionenverlusten. „Wir mussten für Kunstwerke im World Trade Center 12 Mio. $ zahlen“, sagte Guntram. „Die Privatbank Cantor Fitzgerald hatte beispielsweise eine Sammlung mit mehr als 200 Rodin-Bronzeminiaturen.“ Auch die „Weltkugel“ des Landshuter Künstlers Fritz Koenig war am 11. September 2001 unter Trümmern begraben und schwer beschädigt worden. Axa ersetzte den Schaden und stiftete das Objekt zusammen mit WTC-Pächter Larry Silverstein der Stadt New York. Heute steht es im Battery Park in Lower Manhattan.

„Nach dem Wiederaufbau des WTC soll Koenigs Weltkugel wieder als Mahnmal an ihrem alten Standort stehen“, sagte Guntram. Der Terroranschlag führte neben dem direkten Schaden zu einer Verdoppelung der Rückversicherungskosten für die folgenden Jahre.

Als zweites großes Problem musste Axa Art mit dem hohen Schadenaufwand aus ihrer „Casa Arte“-Police fertig werden. Der Versicherer hatte sie 1999 als umfassende Deckung für wohlhabende Privatleute auf den Markt gebracht, um mit internationalen Anbietern wie Hiscox und Chubb mithalten zu können. „Die Police verkaufte sich glänzend“, sagte Guntram. Doch nach einer zweijährigen Verzögerung habe die Axa mit Schadenquoten von 80 Prozent der Beiträge eine böse Überraschung erlebt. Allein die Schmuckschäden verzehnfachten sich.

Guntram reagierte: Er reduzierte Deckungen für Schmuck und Reisegepäck und nahm die Gebäudeversicherung ganz heraus. Inzwischen konnte Axa Art die Durchschnittsprämie für „Casa Arte“ auf 3400 Euro verdoppeln. Auch in Deutschland ist Axa Art mit einem Gewinn von 4 Mio. Euro für 2003 in die Gewinnzone zurückgekehrt. Das Prämienvolumen betrug 17,8 Mio. Euro nach 16,6 Mio. Euro im Vorjahr.

Bild(er):

„The Sphere“ steht heute im Battery Park in Lower Manhattan Die Weltkugel „The Sphere“ des deutschen Künstlers Fritz Koenig wurde am 11. September 2001 schwer beschädigt. Den Schaden trug die Axa Art – Port Authority New York and New Jersey; Kenneth Ritvo

Quelle: Financial Times Deutschland

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