Lebensversicherungen ab 2005 nicht mehr steuerfrei
Von Herbert Fromme, Köln, und Timo Pache, Berlin Die Versicherungsunternehmen bereiten nach dem teilweisen Wegfall der Steuerfreiheit für Lebensversicherungen eine Schlussverkaufsoffensive vor. In den kommenden Monaten wollen alle Versicherer und Vertriebe mit großem Aufwand für den Abschluss von Kapitallebensversicherungen vor dem 1. Januar 2005 werben. Ab diesem Stichtag wird das Steuerprivileg für diese Verträge halbiert, von dem bisher sowohl Versicherungsnehmer als auch die Versicherungsunternehmen profitieren. Auf diesen Kompromiss hatten sich Regierung und Opposition am späten Mittwochabend im Vermittlungsausschuss geeinigt.
„Wir werden Last-Call-Aktivitäten beginnen“, sagte gestern eine Sprecherin des Marktführers Allianz Leben und gab damit den Startschuss für die geplante Marktoffensive. Bis zum Jahresende wollen die Versicherer, die im vergangenen Jahr 8,4 Millionen Verträge verkauften, diese Zahl noch einmal deutlich übertreffen.
Unsicherheit herrscht in der Branche allerdings über die Zeit danach. Marktführer Allianz hat schon neue Versicherungsmodelle auf Grund der künftigen Förderung von Leibrenten entwickelt, zu der auch die so genannten Riester-Rente gehört. Andere Unternehmen wollen verstärkt Kapitalanlageprodukte verkaufen oder vertrauen auf bisherige Produkte.
Unionsfraktion sagt Nein
Für alle ab 1. Januar 2005 abgeschlossenen traditionellen Lebensversicherungsverträge gilt der Kompromiss von SPD, Grünen und Union. Erträge aus Lebensversicherungen bleiben danach zur Hälfte steuerfrei, wenn der Vertrag mindestens zwölf Jahre lief und der Kunde bei Auszahlung 60 Jahre alt ist.
Das Alterseinkünftegesetz, das nun am 11. Juni im Bundestag und Bundesrat endgültig beschlossen werden soll, regelt auch die künftige Besteuerung der Renten. Im Gegenzug werden die Beiträge für die gesetzliche Rente ebenfalls ab 2005 schrittweise von der Steuer befreit. Für die Arbeitnehmer bedeutet dies eine jährliche Steuerentlastung um rund 1 Mrd. Euro.
Nach der Einigung im Vermittlungsausschuss lieferten sich Koalition und Union gestern neue Scharmützel. Die Unionsfraktion lehnte den Kompromiss überraschend ab und will auch im Bundestag dagegenstimmen. Im Bundesrat will die Union dem Gesetz jedoch zur Mehrheit verhelfen.
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Quelle: Financial Times Deutschland
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