AWD lässt Postbank zappeln

Finanzvertrieb will über Kooperation zum Kreditverkauf nach Testphase entscheiden · Institut vor Woche der Wahrheit

Von Herbert Fromme, Köln, Sven Clausen, Fidelius Schmid und Wolfram Trost, Frankfurt Die Börsenpläne der Postbank haben einen Dämpfer erlitten: Der Finanzvertrieb AWD macht eine Kooperation zum Verkauf von Kleinkrediten von einer monatelangen Pilotphase abhängig.

Es habe gute Gespräche gegeben, sagte ein Sprecher. Jetzt werde es einen längeren Test mit wenigen ausgewählten Beratern geben. Wo und wann dieser Test stattfindet, stehe noch nicht fest. „Erst danach werden wir entscheiden, ob es wirklich zu einem Abschluss kommt“, sagte der Sprecher. Unter anderem müsse AWD prüfen, ob die Vertreter nicht durch die Vermittlung von Krediten umsatzsteuerpflichtig werden. Der Bundesfinanzhof hat für eine solche Konstellation am 9. Oktober 2003 die Umsatzsteuerpflicht bejaht. Das würde die Provisionen, die AWD seinen eigenen Vertretern zahlt, erheblich verteuern. Die Postbank wollte das nicht kommentieren.

Noch vorige Woche hatte das Institut eine feste Kooperation in Aussicht gestellt. Unter Fondsmanagern galt das als Hilfsargument, die Postbank-Aktie zu zeichnen. Die Branche kritisiert den von der Post geforderten Mindestpreis von 31,50 Euro als sehr hoch. „Sollte es einen Deal mit AWD geben, wäre das noch mal 1 Euro wert“, hatte ein Fondsmanager der FTD gesagt.

Die Entscheidung zu einer nur zaghaften Kooperation erreicht die Postbank vor Beginn ihrer letzten und entscheidenden Werbewoche vor der geplanten Erstnotiz am 21. Juni. Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann wird in London, New York, Boston und Paris bei Investoren vorsprechen. Privatkundenvorstand Wolfgang Klein reist Anfang der Woche ebenfalls in die USA, um dann ab Mittwoch in Amsterdam, Mailand, Kopenhagen und Stockholm Geldgeber zu finden. Von der Kaufbereitschaft der institutionellen Investoren wird abhängen, ob der Konzern wie geplant 50 Prozent minus eine Aktie an der Börse platzieren kann. Dem Projekt wird eine Signalwirkung für Börsenpläne weiterer Unternehmen in Deutschland zugeschrieben. „Wenn die Postbank es nicht an die Börse schafft, ist das für dieses Jahr das Ende der Emissionstätigkeit in Deutschland“, warnte Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, am Freitag per Pressemitteilung.

Bei den eigenen Post-Mitarbeitern musste Postbank-Chef Schimmelmann bereits hart kämpfen: Wer für 270 Euro Aktien kauft, bekommt von dem Institut 135 Euro geschenkt. Trotzdem musste die Bank die interne Zeichnungsfrist bis vergangenen Freitag verlängern, geplant war der 28. Mai. Um die Nachfrage anzuheizen, schickte von Schimmelmann vorige Woche noch eine Postkarte an die Privatadressen der Angestellten. „Und Sie? Haben Sie schon gezeichnet?“, drängelte er. Einige Mitarbeiter beschrieben das der FTD als „unmöglich“, andere sagten, sie hätten die Karte „gleich weggeschmissen“.

Die Konsortialführer Morgan Stanley und Deutsche Bank sollen mit der Postbank mehrere so genannte Rückfallpositionen diskutieren, sollte das Interesse der institutionellen Investoren gering ausfallen, heißt es im Umfeld des Konsortiums. Als Möglichkeit gilt etwa, den Börsengang von den geplanten knapp 50 Prozent deutlich zu reduzieren und sich auf die Privatanleger zu verlassen.

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Liebesgrüße aus London: Mit dem Big Ben warb die Postbank bei ihren Mitarbeitern für ihre Aktie

Quelle: Financial Times Deutschland

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