Konzernchef Diekmann verlangt im FTD-Interview bis 2005 schwarze Zahlen und Erfolg mit dem Allfinanzmodell
Von Herbert Fromme, München Allianz-Chef Michael Diekmann hat den Druck auf die Tochtergesellschaft Dresdner Bank weiter erhöht. „Wir unterstützen unsere Konzerngesellschaften, solange sie hart arbeiten und sich in Richtung unserer Gewinnerwartungen bewegen“ , sagte er im Interview mit FTD, FT und Les Echos. Die Dresdner Bank habe seine volle Unterstützung und sei auf dem richtigen Weg. „Ganz generell gilt: Wenn eine Tochtergesellschaft nicht dauerhaft zum Gewinn des Konzerns beiträgt, kann ich das gegenüber den Märkten nicht lange verantworten. Sie würden mich gnadenlos dafür bestrafen.“
Diekmann wiederholte die Vorgabe für die Bank, in diesem Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis vor den Kosten der Restrukturierung zu erzielen und 2005 die Kapitalkosten von sieben bis acht Prozent zu verdienen. 2003 hatte die Bank das vom Konzern gesetzte Ziel, operativ schwarze Zahlen zu schreiben, verfehlt und einen Verlust von 460 Mio. Euro eingefahren.Euro
Nach Ansicht des Allianz-Chefs sind die Probleme der Bank auch einer der Gründe für den schlechten Verlauf der Allianz-Aktie. In den ersten sechs Monaten nach seinem Amtsantritt im April 2003 ging es dem Papier besser als den Aktien anderer europäischer Versicherer – aber seit Januar verläuft sie um 12,7 Prozent schlechter als der entsprechende Index. Diekmann sieht zwei Gründe: „Zum einen haben die Märkte immer noch Zweifel, ob die Dresdner Bank ihre Ziele für 2004 und 2005 erreichen wird“, sagte er. „Ein gutes Quartal, wie das erste Quartal 2004, reicht dafür nicht.“ Zum anderen werde die Aktie durch Befürchtungen über die Kapitalanlagen gedrückt. „Man meint, wir hätten zu viel Aktien. Fakt ist: Wir haben bereits viele Risiken rausgenommen und sind inzwischen bei einer Aktienquote von 16 Prozent der Kapitalanlagen. Es gibt aber sicherlich noch Spielräume nach unten.“
Bei der Dresdner Bank sei das enorme Cross-Selling-Potenzial erst zu 50 Prozent ausgeschöpft, auch wenn das Neugeschäft um 30 Prozent auf Quartalsbasis steige. „Zurzeit gibt es gute Steigerungsraten, nur der Absatz von Lebensversicherungen stagnierte im ersten Quartal. Das zieht aber jetzt kräftig nach.“
Diekmann übernahm die Allianz an einem Tiefpunkt ihrer 114-jährigen Geschichte. Die Gruppe machte hohe Verluste, die Aktie war tief eingebrochen, das Vertrauen der Mitarbeiter und Aktionäre in die Konzernspitze angeschlagen. Jetzt macht die Allianz wieder Gewinn – aber der schwache Aktienkurs zeigt das fortdauernde Misstrauen der Investoren. Einen Befreiungsschlag in Form von großen Umstrukturierungen oder Verkäufen will Diekmann aber nicht liefern. Der Konzern habe Töchter mit einem Umsatzvolumen von 10 Mrd. Euro geprüft und davon 2,5 Mrd. Euro verkauft. Weitere Schritte plant er nicht. Marktgerüchte über Verkauf oder Teil-Börsengang der US-Tochter Firemen’s Fund seien falsch. „Solide, dauerhafte Ergebnisse nutzen mehr als ein strategischer Schlag“, sagte er. „Dafür sehe ich keine Notwendigkeit. In unserer Gruppe liegt ein riesiges Potenzial, das erschlossen werden muss.“
Diekmann ist „absolut überzeugt“ von Bancassurance – der Verbindung von Versicherung und Bank in einem Konzern. „In wenigen Jahren wird niemand mehr die Frage stellen, ob das Sinn macht.“ Auf das Ausland will Diekmann das Modell zunächst aber nicht übertragen. „Wir müssen erst in Deutschland beweisen, dass es funktioniert. Das wird frühestens mit den Zahlen des Jahres 2005 der Fall sein.“ Auch Anleger hätten noch Zweifel. „Ich brauche in den Kapitalmärkten die Zuversicht, dass es sich nicht um einen schönen Traum handelt, sondern um harte Realität.“ Ein Kernstück des Verbundes ist für ihn der Verkauf von Bankdienstleistungen durch Versicherungsvertreter. Wenn sich das in Deutschland bewährt, will er es auch in anderen Ländern einführen. Dafür müsse man nicht unbedingt Banken kaufen. „Wir haben in verschiedenen Ländern Online-Banken. Die Vertreter können die Bankprodukte unserer Onlinebanken vertreiben.“
Die Sichtweise im Markt, Axa und Generali betrieben aktiv die Konsolidierung in Europa, während die Allianz wegen ihrer Probleme mit der Dresdner Bank ohnmächtig daneben stehe, kann Diekmann nicht nachvollziehen. „Außerhalb Deutschlands haben wir in großem Stil investiert. Wir haben unseren Anteil an Pimco erhöht, haben in Italien zwei Vertriebsorganisationen gekauft, in den USA in Leben und Nichtleben investiert, wir haben in Indien und China viel getan.“ Die Allianz sei ein „aktiver Player, vor allem wenn es um den Ausbau unserer Vertriebskapazitäten geht“. Das gelte weniger für Deutschland, wo die Gruppe mit 12 000 Vertretern gut positioniert sei. „Aber in Frankreich und Italien bauen wir den Vertrieb weiter aus.“
Im Kernmarkt Deutschland verliert die Allianz in wichtigen Bereichen wie der Autoversicherung an Marktanteil. Befürchtungen in der Branche, sie könne wie vor 9 Jahren einen Preiskrieg anzetteln, erteilte der Allianz-Chef eine Absage. „Wir sind lernfähig“, sagte er. „Wir haben im vergangenen Jahr in geringem Umfang Marktanteil verloren. Darum kümmern wir uns. Aber definitiv nicht durch einen Preiskrieg. „
Zitat:
„Die Märkte haben Zweifel, ob die Dresdner Bank ihre Ziele 2004 und 2005 erreichen wird“ – Allianz-Chef Michael Diekmann
Bild(er):
Allianz-Konzernchef Michael Diekmann setzt auf nachhaltige Gewinne, nicht auf Einmaleffekte durch spektakuläre Befreiungsschläge – Daniel Hintersteiner
www.ftd.de/allianz
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo