Versicherer erwarten starkes Kerngeschäft

Schaden- und Unfallsparten fahren hohen technischen Profit ein · Assekuranz sieht keinen Druck auf die Preise

Von Herbert Fromme, Berlin Die deutsche Assekuranz hat 2003 in der Schaden- und Unfallversicherung ausgezeichnet verdient. Für 2004 erwartet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) noch bessere Zahlen, sagte Edmund Schwake, Vorstandschef der Württembergischen Versicherung. „Dies gilt allerdings nur unter der Voraussetzung, dass außergewöhnliche Großschäden ausbleiben und das Wetter mitspielt“, sagte Schwake, der Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Schaden ist.

Trotz der guten Zahlen sehe er keinen Druck auf die Preise, sagte Schwake. Das gelte auch für die Kfz-Versicherung, „das primäre Wettbewerbsfeld der Unternehmen“. Damit widersprach er Stimmen aus der Branche, die gerade in der Kfz-Versicherung einen beginnenden Preisverfall ausgemacht haben wollen.

Zu den Schaden- und Unfallsparten zählen die Autoversicherung, Hausrat-, Unfall- und Gebäudedeckungen sowie Industrie- und Haft- pflichtversicherungen.

Der Grund für die positive Entwicklung: Den deutschen Versicherern blieben 2003 Großschäden wie im Jahr zuvor erspart. 2002 hatte die Flut an Elbe und Donau für einen saftigen Verlust gesorgt. Außerdem profitieren die Gesellschaften von den üppigen Preissteigerungen der vergangenen drei Jahre. Gleichzeitig geht in der wichtigsten Sparte Kfz die Zahl der Unfälle stetig zurück. 2003 konnten die Versicherer von den Autofahrern 22,4 Mrd. Euro und damit 1,9 Prozent mehr als 2002 kassieren, zahlten aber mit 19,6 Mrd. Euro 3,7 Prozent weniger für Schäden als 2002.

Insgesamt wies die Branche eine Schaden- und Kostenquote von 95 Prozent der Beitragseinnahmen Euroaus. 2002 lag dieses Verhältnis noch bei 104 Prozent. Die Versicherer nahmen mit 54,5 Mrd. Euro 3,2 Prozent mehr ein als 2002, meldeten aber bei den Schäden einen Rückgang um 8,4 Prozent auf 40,7 Mrd. Euro.

Diese 95 Prozent bescherten der Branche einen technischen Gewinn von 2,6 Mrd. Euro, sagte Schwake, nach einem Verlust von 2,1 Mrd. Euro im Vorjahr. Dazu kommen in beiden Jahren noch die Kapitalerträge aus den vorhandenen Schadenreserven. Deren Höhe wollte Schwake nicht nennen, sie dürften sich aber auch im Milliardenbereich bewegen. Die tatsächliche Verbesserung war 2003 wohl noch deutlicher als gezeigt: Die Unternehmen haben die gute Ertragssituation genutzt, um ihre Schadenreserven wieder aufzufüllen.

Trotz der positiven Zahlen gehe die Kostensenkung weiter, sagte Schwake. „Das nimmt den Druck zur Kostensenkung nicht weg.“ Die Assekuranz gibt rund ein Drittel ihrer Prämieneinnahmen für Kosten aus.

Sorgen machen sich die Versicherer vor allem über die stark zunehmenden Wasserschäden in der Gebäudeversicherung. Aggressives Wasser und mangelhafte Leitungssysteme führten zu horrenden Zahlungen. „Leitungswasserschäden machen 49 Prozent der gesamten Schadenaufwendungen in der Gebäudeversicherung aus“, sagte Schwake.

Probleme hat der GDV auch mit der Gentechnik in der Landwirtschaft. Landwirte, die gentechnisch verändertes Saatgut ausbringen, müssen künftig für mögliche Auskreuzungen mit Saatgut benachbarter Bauern haften. „Dieses Risiko ist nicht versicherbar“, sagte Schwake. „Das jetzt beschlossene Gesetz ist eher ein Verhinderungsgesetz.“

Zitat:

„Das nimmt den Druck zur Kostensenkung nicht weg“ – Edmund Schwake, GDV

Quelle: Financial Times Deutschland

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