Chef des Maklers Guy Carpenter sieht im FTD-Interview großen Bedarf für Schadenreserven
Von Herbert Fromme, München Der Rückversicherer Converium, der seine Schadenreserven für alte US-Haftpflichtrisiken um 400 Mio. $ aufstocken muss, dürfte kein Einzelfall bleiben. Converium hatte damit und mit einer Gewinnwarnung am Dienstag die Börse geschockt. „Auch andere Rückversicherer werden ihre Schadenreserven erhöhen“, sagte Salvatore Zaffino, Chef des führenden Rückversicherungsmakler Guy Carpenter, im FTD-Interview. Es sei durchaus möglich, dass diese Maßnahmen bei einzelnen Unternehmen ein ähnliches Volumen wie bei Converium erreichten. „Die Erstversicherer haben ihre Schadenreserven für US-Haftpflicht bereits deutlich erhöht. Ihre Rückversicherer sind ihnen noch nicht überall gefolgt. Ich glaube deshalb, dass weitere Unternehmen mit Reserveverstärkungen kommen werden.“ Namen wollte Zaffino nicht nennen.
Rückversicherungsmakler vermitteln Geschäft zwischen den beiden großen Teilen des Versicherungsmarktes, den Erst- und Rückversicherern. Wenn sich etwa ein deutscher Regionalversicherer gegen Höchstschäden durch Stürme international absichern will, beauftragt er Makler wie Guy Carpenter.
Zaffino sieht Reservestärkungen wie die der Converium positiv. „Es zeigt, dass die Rückversicherer die Probleme offensiv angehen und lösen wollen. Früher wurden sie oft unter den Teppich gekehrt.“
Wer nicht bis zur letzten Minute warte, schaffe als Rückversicherer auch Vertrauen bei den Kunden, den Erstversicherern. Sie sind auf die Finanzstärke der Rückversicherer angewiesen. „Natürlich gibt es da eine gewisse Besorgnis. Aber die Erstversicherer sind bei der Beurteilung der finanziellen Stärke der Rückversicherer sehr viel weiter als früher. Da gibt es inzwischen ausgefeilte Methoden. Das hat sich in den letzten fünf Jahren sehr gut entwickelt.“
Die heutigen Schwierigkeiten stammen aus der zweiten Hälfte der neunziger Jahre. „Damals waren die Preise einfach nicht ausreichend.“ Zaffino ist sich sicher, dass die Branche nicht schon wieder vor einem dramatischen Preisverfall steht. „Es gibt etwas Bewegung an der Preisfront, aber mehr auf der Erstversicherungseite. Die Rückversicherer sind erstaunlich fest in ihrer Entschlossenheit.“ Natürlich habe man das auch in der Vergangenheit schon oft gehört – aber dann gingen die Preiskämpfe doch los. „Diesmal ist das anders“, sagte Zaffino.
Guy Carpenter gehört zum weltweit größten Versicherungsmakler Marsh und ist in seinem Bereich mit Aon Re eines der beiden global führenden Unternehmen. Das Unternehmen hat 2400 Mitarbeiter und platziert jährlich rund 14,5 Mrd. $ Rückversicherungsprämien für Kunden. Es macht damit einen Provisions- und Gebührenumsatz von etwa 850 Mio. $. „Vor fünf Jahren waren es noch weniger als 300 Mio. $“, sagte Zaffino. Die Spezialkenntnisse der Makler seien gefragt. Die Provision zahlt der Rückversicherer, typisch sind etwa 10 Prozent der Prämie. Gewinnzahlen wollte er nicht nennen.
In Deutschland ist Guy Carpenter mit 35 Mitarbeitern und 180 Mio. Euro platzierter Prämie deutlich kleiner als Aon Re, sagte Deutschland-Chef Jan Störmann. „Die sind vier mal so groß.“ Der Abstand könnte bald kleiner werden. Guy Carpenter will weltweit kleinere Maklerfirmen zukaufen und schaut sich auch in der Region um. „Wir suchen Unternehmen mit einem strategischen Nutzen für uns“, sagte Zaffino. Der könne im Ausbau der Marktpräsenz oder im Zugewinn von Know-how liegen.
Zitat:
„Auch andere Rückversicherer werden ihre Schadenreserven erhöhen“ – Salvatore Zaffino
Bild(er):
Salvatore Zaffino ist Chef des führenden Rückversicherungsmaklers Guy Carpenter – Guido Krzikowski
Quelle: Financial Times Deutschland
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