Börse zittert um Rückversicherer

Kurs des Schweizer Konzerns Converium verliert 46 Prozent · Altlasten aus den 90er Jahren · Gesamte Branche betroffen

Von Herbert Fromme, Köln Der Rückversicherer Converium hat mit einer Neubewertung seiner Schadenreserven die Börsen geschockt und die Branche verunsichert. Der Aktienkurs des Schweizer Unternehmens brach gestern um mehr als 46 Prozent ein und zog die Titel anderer Versicherer nach unten. Der Konzern hatte am Vormittag mitgeteilt, dass die Schadenreserven für Haftpflichtrisiken in den USA aus den Jahren 1997 bis 2001 voraussichtlich um 400 Mio. $ zu niedrig sind und aufgefüllt werden müssen. Converium droht nun im zweiten Quartal ein Verlust von mehr als 600 Mio. $. Standard & Poor’s senkte das Kredit-Rating von Converium auf „A-„.

Versicherer sind in Sorge darüber, dass die Rückversicherer trotz der seit drei Jahren herrschenden hohen Preise wegen ihrer Altlasten Probleme bekommen. Da Erstversicherer einen Teil ihres Risikos an Rückversicherer weiterreichen, setzen finanziell schwache Rückversicherer die gesamte Versicherungsbranche unter Druck.

Von 1997 bis 2001 waren die Rückversicherer bereit, Risiken zu sehr niedrigen Preisen zu übernehmen. Sie setzten auf die hohen Barmittel, die ihnen zuflossen – und die sie im Börsenboom profitabel anlegen konnten. Die Börsengewinne verflogen mit dem Zusammenbruch der New Economy. Viele Schäden aus der Billigpreisphase kommen jetzt erst ans Licht.

„Wir erlebten in den letzten Monaten eine deutliche Umkehr in der Zahl der Schadenmeldungen für Policen aus den Jahren 1997 bis 2001“, sagte Converium-Chef Dirk Lohmann der FTD. Bis Ende 2003 sei die Zahl der Meldungen stetig zurückgegangen, seit März gebe es einen gegenläufigen Trend. „Wir haben unsere Bestände genau analysiert und festgestellt, dass unsere Reserven möglicherweise nicht ausreichen“, sagte Lohmann. Deshalb sei die Reservestärkung nötig gewesen. „Damit haben wir die Altlasten beseitigt.“ Bei Converium schlugen vor allem Policen aus der Berufshaftung und aus Baumitteldeckungen ins Kontor.

Das können nicht alle Rückversicherer von sich behaupten, obwohl die meisten von ihnen ihre Schadenreserven in den vergangenen Jahren kräftig aufgestockt haben. „Weiterer Reservierungsbedarf kann nie ausgeschlossen werden“, sagte ein Sprecher des Weltmarktführers Münchener Rück. Allerdings werde es „keine unangenehmen Überraschungen“ geben. Die US-Tochter hat seit 2001 bereits 3,3 Mrd. $ nachreserviert.

Converium besteht aus Unternehmen in der Schweiz, den USA und Deutschland. Die Gruppe entstand 2001 durch die Abspaltung des Rückversicherungsgeschäfts der Zurich Financial Services, das als Zurich Re firmierte. Allerdings hat die frühere Muttergesellschaft keine Garantien mehr für Altlasten übernommen, außer für Schäden aus dem World Trade Center.

Weitere berichte

Seite 16

Leitartikel Seite 25

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit