Rückversicherer schätzen 7 bis 14 Mrd. $ Versicherungsschaden
Von Tobias Bayer, New York, und Herbert Fromme, Köln Der Hurrikan „Charley“ ist nach „Andrew“ im Jahr 1992 der verheerendste Sturm, der jemals die USA heimgesucht hat. Das ergeben die ersten Schadensschätzungen der Versicherer. Die Münchener Rück, dessen Tochter American Re der zweitgrößte US-Rückversicherer ist, schätzt den volkswirtschaftlichen Schaden auf rund 20 Mrd. $. Davon seien „zwischen 7 und 14 Mrd. $“ versichert, so ein Sprecher. Die Münchener Rück werde im niedrigen dreistelligen Millionenbereich durch Schäden getroffen.
Die Hannover Rück, weltweit die Nummer vier, geht von rund 8 Mrd. $ versichertem Gesamtschaden aus. Die Gruppe selbst werde höchstens 100 Mio. Euro zahlen müssen, die Gewinnprognosen würden nicht geändert. Die Allianz, in den USA über die Tochter Fireman’s Fund vertreten, erwartet einen Schadenaufwand von 40 bis 50 Mio. Euro.
Das Beratungsunternehmen AIR Worldwide, das sehr präzise Schadenmodelle entwickelt hat, schätzt den versicherten Gesamtschaden auf zwischen 5 und 10 Mrd. $. Die zuständige Bundesbehörde Federal Emergency Management Agency erklärte, die volkswirtschaftliche Gesamtbelastung aus versicherten und unversicherten Schäden könne 15 Mrd. $ übersteigen. Das branchennahe Insurance Information Institute (III) in New York hat ausgerechnet, dass „Andrew“ im Jahr 1992 einen versicherten Gesamtschaden von 20,3 Mrd. $ angerichtet hat. Wirbelsturm „Hugo“, der 1989 sein Unwesen trieb, folgt nach „Andrew“ und „Charley“ auf Rang drei mit einer Schadenssumme von 6,2 Mrd. $.
Selbstbehalt hilft Assekuranz
Analysten gehen davon aus, dass sich die Verluste für die einzelnen Versicherer in Grenzen halten. Dazu trägt zum einen der staatlich kontrollierte Katastrophenfonds Florida Hurricane Catastrophe Fund (FHCF) bei, der nach „Andrew“ gegründet wurde und als Zwangs-Rückversicherer für alle Gebäudepolicen in Florida fungiert. Der FHCF hat zur Zeit mehr als 5,6 Mrd. $ an Schadenreserven und die Möglichkeit, bis zu 9 Mrd. $ an Anleihen aufzunehmen.
David Anthony von Argus Research in New York nennt als zweiten Grund den gestiegenen Selbstbehalt der Hauseigentümer: „Seit Hurrikan Andrew übernehmen die Versicherer geringere Schadenssummen. Dementsprechend sinken auch die Verluste.“ Früher hatten die Hauseigentümer einen fixen Selbstbehalt von nur 250 $. Heute liegt er bei 2 Prozent des Hauspreises, erklärt Robert Hartwig, Chefvolkswirt des III.
Besonders stark vertreten in der von Charley verwüsteten Region sind die Versicherer Allstate, State Farm, Chubb und St. Pauls Travelers. In einer vorsichtigen Schätzung kommt Anthony auf einen Schadenaufwand für Allstate zwischen 300 und 500 Mio. $. „Das hängt natürlich vom Gesamtschaden ab. Hier unterstelle ich einen versicherten Gesamtschaden von 10 Mrd. $“, sagt Anthony. Christopher Winans von Lehman Brothers taxiert Allstates Schadenaufwand nach Steuern auf 196 Mio. $.
Allstate gab gestern bekannt, dass der FHCF 90 Prozent des Schadenaufwands des Versicherers übernehmen wird. Der Fonds springt ein, sobald Allstates Selbstbehalt mehr als 286 Mio. $ beträgt. Die Obergrenze liegt bei 922 Mio. $.
Quelle: Financial Times Deutschland
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