Converium findet weitere Löcher in US-Reserven

Rückversicherer will 420 Mio. Dollar von Aktionären

Von Herbert Fromme, Köln Die Rückversicherungsgruppe Converium muss ihre Reserven für Altlasten in den USA noch weiter verstärken. Das Unternehmen hat in diesem Zusammenhang eine Kapitalerhöhung angekündigt, die mit 420 Mio. $ höher als erwartet ausfällt. Außerdem wird Konzernchef Dirk Lohmann das US-Geschäft stark zurechtstutzen und umbauen. „Das tut am meisten weh“, sagte Lohmann in einer Telefonkonferenz.

Anleger reagierten negativ. Converium-Aktien verloren in Zürich 10,8 Prozent und endeten bei 25,50 Franken. Beim Jahreshöchststand am 16. Februar lag der Kurs noch bei 73,75 Franken.

Nach einer Überprüfung durch das auf Versicherungstechnik spezialisierte Beratungsunternehmen Tillinghast muss Converium im dritten Quartal 50 bis 100 Mio. $ für die US-Probleme zurückstellen. Im zweiten Quartal stopfte der Konzern bereits ein selbst entdecktes Loch von 385 Mio. $ und meldete einen Verlust von 660 Mio. $.

Altlasten kommen hoch

In den neunziger Jahren hatte Converium-Vorläufer Zurich Re Geschäft in die Bücher genommen, das deutlich risikoreicher war als damals gedacht. Jetzt kommen diese Schäden aus Berufshaftpflicht und anderen Deckungen hoch, die dafür gebildeten Reserven sind zu niedrig.

Lohmann sagte, andere Unternehmen hätten ähnliche Probleme. „Wir sind in den problematischen Fällen nicht die einzigen Rückversicherer.“

Converium besteht aus Unternehmen in der Schweiz, den USA und Deutschland. Die Gruppe entstand 2001 durch die Abspaltung des Rückversicherungsgeschäfts der Zurich Financial Services, das als Zurich Re firmierte.

Die Kapitalerhöhung fällt deutlich höher aus als zuletzt erwartet. Im Juli hatte Converium von 250 bis 400 Mio. $ gesprochen, jetzt wird sogar der obere Wert überschritten. Credit Suisse First Boston und JP Morgan sollen die Emission garantieren. Die Maßnahme will Lohmann bis Mitte Oktober über die Bühne gebracht haben. „Damit wird die starke Kapitalausstattung von Converium wieder hergestellt“, sagte Lohmann. Um ganz sicher zu gehen, dass keine weiteren unangenehmen Überraschungen die Bilanz verhageln, hat Converium beim Konkurrenten Berkshire Hathaway eine Schutzdeckung gekauft. Fallen die Schäden aus den Jahren vor 2003 noch höher aus als jetzt errechnet, springt Berkshire ein.

Die Zeit eilt: Hat Converium in den nächsten acht Wochen die Kapitalbasis nicht in Schuss, werden die jetzt beginnenden Vertragsverhandlungen mit den Erstversicherern für das Jahr 2005 äußerst problematisch für Lohmann und seine Kollegen. Sie müssten dann auch mit einer weiteren Abwertung durch die Rating-Agenturen rechnen. Standard & Poor’s hat Converium im Juli bereits auf „A-“ gesetzt. Der nächste Schritt nach unten führt zu einer „BBB“-Note, mit dem ein Rückversicherer nur sehr schwer Geschäft machen kann.

Um das „A“-Rating zu halten, wird das Nordamerika-Geschäft drastisch beschnitten. Rund 500 Mio. $ Prämie – fast ein Drittel des Volumens – will Converium dort aufgeben, unter anderem das riskante Geschäft mit Lkw-Flotten. Der bisherige Rückversicherer Converium Reinsurance (North America) wird still gelegt, das laufende Geschäft abgewickelt.

Ein anderes Konzernmitglied, der weniger belastete Erstversicherer Converium Insurance (North America), soll künftig Erst- und Rückversicherung betreiben.

Quelle: Financial Times Deutschland

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