Einmischung in Anlagepolitik gilt als kontraproduktiv
Von Herbert Fromme, Köln, und Gerrit Wiesmann, Berlin Deutschlands Versicherer und Aufsichtsbehörden halten wenig von der Einmischung der französischen Regierung in die Anlagepolitik der Assekuranz. Der Pariser Finanzminister Nicolas Sarkozy hatte die Versicherer mit der Androhung eines entsprechenden Gesetzes dazu gebracht, ihre Kapitalanlagen in vorbörsliche Beteiligungen (Private Equity) bis 2007 von 14 Mrd. Euro auf 20 Mrd. Euro aufzustocken.
„In Deutschland ist das kein Thema“, sagte eine Sprecherin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Hier zu Lande stehe bei Kapitalanlagen die Sicherheit der Versicherungskunden im Vordergrund. In der Branche wird bezweifelt, dass Sarkozys Vorgehen der EU-Lebensversicherungsrichtlinie entspricht.
Wenn Kapitalanlagen politisch oder volkswirtschaftlich motiviert werden wie in Frankreich, kann das leicht ins Auge gehen. Mit Grausen denken deutsche Versicherer an die Selbstverpflichtung nach der Wiedervereinigung, Milliarden in ostdeutsche Immobilien zu investieren.
Private Equity spielt heute bei den meisten Versicherern nur eine kleine Rolle. Marktführer Allianz beziffert das Engagement mit „unter einem Prozent“ seines weltweiten Anlagevermögens von 600 Mrd. Euro. „Wir halten sehr viel von der Anlageform“, sagte eine Allianz-Sprecherin. Damit könne man viel für die Rendite der Kunden tun, aber keine volkswirtschaftlichen Prozesse auslösen.
Der Marktzweite Ergo, der zur Münchener Rück gehört, hält ebenfalls weniger als ein Prozent der Kapitalanlagen von 90 Mrd. Euro in Private Equity. Pläne für einen massiven Ausbau dieser Anlageklasse gebe es nicht.
Das Finanzministerium und die Aufsichtsbehörde BaFin wollten den Pariser Vorstoß nicht kommentieren. Allerdings gab es sowohl in Berlin als auch in Bonn Kopfschütteln über Sarkozys Verhalten. Frankreichs Finanzminister wurde eine „opportunistische“ Politik vorgeworfen, um mit allen Mitteln die einheimische Wirtschaft anzukurbeln. Für die Versicherungswirtschaft und ihre Kunden könnte die forcierte Anlage in riskantere Kategorien zu Problemen führen. Letztendlich könne das der heimischen Versicherungsbranche auf Dauer nur schaden.
Deutsche Behörden halten deshalb uneingeschränkt an den fünf Säulen der Anlageverordnung fest. Der Versicherer muss bestimmte Kriterien für Sicherheit, Rentabilität, Liquidität, Streuung und Mischung einhalten. Das Risikokapital darf nicht mehr als 35 Prozent der gesamten Kapitalanlagen umfassen. Dazu gehören Aktien genauso wie Private Equity oder Hedge-Fonds.
Quelle: Financial Times Deutschland
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