Branche spekuliert über eine Auflösung des Konzerns
Von Herbert Fromme, Monte Carlo, und Andrew Bolger, London Der schwer angeschlagene Rückversicherer Converium hat die ersten Kunden verloren, die von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Nach Informationen der Financial Times Deutschland haben australische und US-amerikanische Versicherer ihre Rückversicherungsverträge abgezogen. Die so genannte Downgrade-Klausel in vielen Verträgen erlaubt ihnen die Kündigung, wenn die Bonitätsbeurteilung des Rückversicherers durch die Rating-Agenturen unter „A“ fällt. Standard & Poor’s hatte Converium am Freitagabend von „A-“ auf „BBB“ gesetzt. Die Aktie verlor gestern 16,8 Prozent. Seit Jahresanfang hat das Papier 72,8 Prozent abgegeben.
„Die australische Versicherungsaufsicht verlangt von den Erstversicherern, dass sie Rückdeckungen nur bei Unternehmen kaufen, die mindestens ,A-‚ haben“, sagte ein Teilnehmer beim Welt-Rückversicherertreffen in Monte Carlo. Die Verträge seien schon umgehängt. Profitiert haben nach eigenen Angaben unter anderen Swiss Re und Hannover Rück. Auch US-Kunden hätten bereits Konsequenzen gezogen, hieß es.
Converium hatte im Juli ein Loch von 385 Mio. Euro in seinen Reserven für US-Altlasten entdeckt, im August kamen weitere 50 Mio. bis 100 Mio. Euro hinzu. Als Konsequenz des schlechteren Ratings hat Converium beschlossen, die beiden US-Gesellschaften zu schließen und abzuwickeln. Auch die geplante Kapitalerhöhung von 420 Mio. $ findet möglicherweise nicht statt.
Abwicklung gutes Geschäft
Bei Versicherern und Rückversicherern in Monte Carlo wachsen die Spekulationen, dass Aktionäre die Stilllegung und Abwicklung des gesamten Konzerns verlangen könnten. Das wäre für sie in der gegenwärtigen Lage wohl ein gutes Geschäft: Nach eigenen Angaben hat Converium einen inneren Wert von 43 Franken pro Aktie – das sind alle Aktiva minus aller Verpflichtungen. Bei dem heutigen Aktienkurs von rund 18 Franken bleibt für die Aktionäre ein sicherer Gewinn, wenn er für die meisten auch deutlich kleiner als ihre bisherigen Verluste mit dem Papier sein dürfte. Die Zukunft ihres Investments ist bei einer Fortführung des Unternehmens dagegen sehr unsicher.
Der Converium-Vorstand sucht nach Alternativen. Offenbar hat JP Morgan dem Vorstand eine Reihe von interessierten Käufern genannt. Nach FTD-Informationen sollen Hannover Rück und Münchener Rück jedoch nicht dazu gehören. Interesse wurde von Bermuda-Gesellschaften gemeldet.
Converium erhielt gestern einen weiteren Schlag durch den weltgrößten Luftfahrtversicherer Global Aerospace Underwriting Management (GAUM) in London. Converium hält einen Anteil von 25 Prozent an GAUM. Gleichzeitig stellt der Schweizer Konzern 27,25 Prozent der GAUM-Versicherungskapazität. Aber GAUM-Chef Tony Medniuk sagte gestern, man werde „binnen kurzem Änderungen an den Sicherheiten vornehmen, die den Kunden zur Verfügung stehen“. Das sei durch die Herabstufung von Converium nötig gewesen. Converium könnte bei den Kunden Depots stellen oder seinen Anteil an GAUM verringern, sagten Experten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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