Talanx-Tochter soll aus Finanzgruppe ausgeschlossen werden · Minderheitsaktionäre zum Verkauf aufgerufen
Von Herbert Fromme, Köln Die Sparkassen wollen die Verbindungen zu der seit kurzem zur Versicherungsgruppe Talanx gehörenden Neuen Leben kappen und den Vertrieb über die Sparkassenschalter erschweren.
„Die Herren Verbandsvorsteher sind gemeinsam der Auffassung, dass die Neue-Leben-Versicherungsgruppe angesichts der neuen Mehrheitsverhältnisse kein Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe mehr ist.“ So heißt es im Ergebnisprotokoll einer Klausurtagung, zu der sich die einflussreichen Vorsteher der Sparkassenverbände kürzlich in Essen trafen. Dem Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes empfehlen die Verbandsvorsteher, in seiner Sitzung am 25. Oktober 2004 „eine entsprechende Entscheidung herbeizuführen“.
Die Neue Leben hat keinen anderen Vertriebsweg als die Sparkassen. Ein Boykott würde ihr Geschäft austrocknen. An die Aufforderung halten muss sich allerdings keine Sparkasse. Schon jetzt vertreiben viele Institute neben den Policen ihrer eigenen Versicherer auch Produkte der Axa oder anderer Gesellschaften.
Die Sparkassen versuchen mit dem Beschluss, das Eindringen eines privaten Versicherers in ihre Finanzgruppe zu verhindern. Die Hannoveraner Talanx hatte im August 60 Prozent an der Neuen Leben von den bisherigen Mehrheitseignern, den Sparkassen in Hamburg und Bremen, übernommen. Die beiden besitzen zusammen weiter 25 Prozent, andere Kassen sind mit kleineren Anteilen beteiligt. Bei der Übernahme setzte Talanx-Chef Wolf-Dieter Baumgartl darauf, dass zumindest diese Sparkassen weiter als Vertriebspartner der Neuen Leben erhalten blieben. Für die 60 Prozent an dem eher kleinen Versicherer zahlte die Talanx nach Branchenangaben 180 Mio. Euro, ein erheblicher Aufschlag auf den marktüblichen Preis, der eher bei 120 Mio. Euro liegen dürfte.
Die Sparkassen haben Versicherer, die nur in ihren Regionen arbeiten und unter den Namen Provinzial, Sparkassenversicherer oder Versicherungskammer auftreten. Die Neue Leben hielt sich nicht an die Beschränkung, sondern diente sich Sparkassen bundesweit mit mäßigem Erfolg als Zweitmarke an. Die Strategie wollte Talanx fortsetzen.
Jetzt drängen die Verbandsvorsteher die Neue-Leben-Minderheitsaktionäre in ihren Reihen zum Ausstieg. „Entsprechend (…) wäre es konsequent, wenn sich die an der Neue-Leben-Versicherungsgruppe noch beteiligten öffentlich-rechtlichen Sparkassen zeitnah von ihren Anteilen trennen würden“, heißt es in dem Protokoll.
Die vorsichtige Formulierung ist wohl der Furcht vor dem Kartellamt geschuldet. Das gilt auch für die Aufforderung an die Sparkassen, die Geschäftsbeziehungen mit der Neuen Leben abzubrechen. „Ebenso halten die Herren Verbandsvorsteher es angesichts dieser Situation für konsequent, wenn die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe an die Neue-Leben-Versicherungsgruppe keine Versicherungsverträge mehr vermitteln.“
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo