Heimische Banken führen Weltmarkt für Schiffskredite

Verbriefung soll das Risiko für HSH Nordbank mindern

Das Finanzzentrum der Weltschifffahrt liegt nicht in London oder New York, sondern in Deutschland. Genauer gesagt, sind es zwei: Hamburg und Frankfurt. Deutsche Banken sind inzwischen die größten Schiffsfinanzierer der Welt. Sie haben weltweit 45 Prozent aller Schiffskredite in ihren Büchern, wie der Branchenanalyst Jürgen Dobert errechnet hat. Mit der HSH Nordbank und der KfW-Tochter Ipex belegen dabei zwei öffentliche Banken die ersten Plätze.

Zur Jahresmitte erreichte das deutsche Kreditvolumen in der Schiffsfinanzierung laut Dobert rund 63 Mrd. Euro. Allein der HSH Nordbank schulden Reeder zur Zeit rund 21 Mrd. Euro.

„Die deutschen Banken sind mit dem Steuersparmodell der 90er Jahre und dessen Eroberung der Containerschifffahrt groß geworden“, sagt Dobert. Denn die noch immer sehr beliebten Schiffsfonds waren zu Beginn reine Abschreibungsmodelle für wohlhabende Privatanleger. Für die Emissionshäuser waren die heimischen Geldinstitute der natürliche Partner. Das Modell funktioniert noch immer so: Über die Fonds finanzieren Anleger das Schiff zum kleineren Teil, stehen dabei aber voll im Risiko. Mehr als die Hälfte des Geldes kommt von den Banken, besichert durch eine Schiffshypothek.

Hilfreich für den Aufbau des Schiffsgeschäfts waren für die öffentlich-rechtlichen Banken ihre vergleichsweise günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten. Schließlich haftete in letzter Instanz der Staat. Mit Deutsche Bank Shipfinancing und der Deutschen Schiffsbank sind aber auch private Banken unter den großen Anbietern, die DVB Bank repräsentiert als Tochter der DZ Bank den Genossenschaftssektor.

Der Preis ist dabei nicht alles. Wichtig ist auch die jahrzehntelange Marktpräsenz. Während amerikanische Banken sich schnell aus dem Geschäft verabschieden, wenn die Schifffahrtsmärkte einmal wieder in der Flaute sind, zeigen die Deutschen konstant Flagge.

Als die HSH Nordbank im Juni zum ersten Mal Segmentergebnisse präsentierte, war die Schiffsfinanzierung mit Abstand der profitabelste Geschäftszweig. Deshalb ist Neugeschäft den Bankern in Hamburg und Kiel natürlich willkommen. Gleichzeitig wollen sie das Risiko begrenzen.

Zum ersten Mal bereitet die Bank deshalb eine synthetische Verbriefung von rund 1 Mrd. Euro an Schiffskrediten vor. Dabei werden Schiffsdarlehen in den Kapitalmarkt weitergereicht. Spätestens Mitte Oktober soll das Geschäft abgeschlossen sein. Dabei bleibt HSH Nordbank Eigentümer des Portfolios, sie verkauft allein das Risiko an institutionelle Anleger . „Wir wollen belegen, dass Schiffskredite handelbar sind“, sagt Hans Berger, stellvertretender Vorstandschef der Bank. „Damit öffnen wir die Schifffahrt für neue Investoren.“

Das Geschäft mit neuen Schiffen ist zwar schon lukrativ, soll aber noch profitabler werden. Deshalb sollen die Reederei-Kunden in Zukunft möglichst viele Zusatzgeschäfte bei der HSH Nordbank abschließen – zum Beispiel Absicherungen gegen weiter steigende Ölpreise oder fallende Frachtraten. „Der langfristige Kredit bleibt aber unser Ankerprodukt“, verspricht Berger.

Zitat:

„Wir öffnen die Schifffahrt für neue Investoren“ – Hans Berger, Vorstand der HSH Nordbank

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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