Schwacher Dollar trifft die Einnahmen · Hohe Stahlpreise treiben die Kosten
Dem Schiffbau geht es gut, und die Auftragsbücher der deutschen Zulieferer sind voll. Dennoch streichen sie nicht die erhofften Gewinne ein. „Der schwache Dollar trifft unsere Einnahmen, und die hohen Stahlpreise haben unsere Kosten in die Höhe getrieben“, sagt Frank Schubert, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Wegen des Wettbewerbsdrucks könnten Unternehmen diese Kosten aber nicht weitergeben.
Die Zulieferer stellen das Innenleben eines Schiffes her, von Motor und Ruder bis hin zur Wasser- und Energieversorgung und der Brücke. Die Branchenzahlen für das vergangene Jahr können sich sehen lassen: Die Zulieferer steigerten ihren Jahresumsatz um 2,4 Prozent und erwirtschafteten insgesamt 8,3 Mrd. Euro. Das Geschäft machen nicht nur Firmen an der Küste. Neben Betrieben aus Hamburg führen Firmen aus Baden-Württemberg die Statistik der wichtigsten Werftzulieferer an.
Im vergangenen Jahr entfielen 63 Prozent des Umsatzes auf Auslandsorders. Für das Jahr 2004 rechnen 80 Prozent der Zulieferer mit weiter steigenden Aufträgen aus dem Ausland, vor allem aus China und Süd-Korea, wo die weltgrößten Werften sitzen. Längst hat Asien die EU-Länder als Absatzmarkt überholt.
Gleichzeitig kämpfen die deutschen Zulieferer mit den billiger produzierenden örtlichen Konkurrenzfirmen in Fernost. Um die eigenen Kosten zu senken, verlagern sie ihre Produktion zunehmend ins Ausland. Rund die Hälfte aller Zulieferer produziert allerdings noch ausschließlich in Deutschland.
Um trotz höherer Preise für die Reeder und Werften interessant zu bleiben, setzen die deutschen Zulieferer verstärkt auf den Service und das so genannte „After Sales“-Geschäft. „Dort liegt unser großer Wettbewerbsvorteil“, sagt Gerhard Erb, Vorstand der Raytheon Marine in Kiel. „Vor allem die Reeder denken in ganzen Lebenszyklen der Schiffe.“ Das globale Netzwerk für Service und Ersatzteile macht bereits heute 22 Prozent des Umsatzes aus.
Der Boom im Schiffbau hat die Branche überrascht. Lange wurde die Förderung des Nachwuchses in den Hintergrund geschoben. Jetzt klagen die Zulieferer über einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. „Die Firmen brauchen mehr gut ausgebildete Fachkräfte, vor allem Ingenieure“, sagt Jörg Mutschler, zuständig für die Nachwuchswerbung beim VDMA. Denn trotz vieler Produktionsstätten im Ausland bleibe die Kernkompetenz Entwicklung und Konstruktion in Deutschland. „Nur die einfachen Teile werden woanders hergestellt.“
Derzeit beschäftigen die rund 400 Zulieferfirmen in Deutschland 70 000 Mitarbeiter, darunter rund 11 000 Ingenieure. Weitere 1500 Ingenieure werden dringend gesucht.
Nora Luttmer
Quelle: Financial Times Deutschland
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