Frisches Geld für Rückversicherer bewilligt · Aktienkurs bricht um 13 Prozent ein
Von Herbert Fromme, Zürich Die Aktionäre des angeschlagenen Rückversicherers Converium haben gestern mit einer Mehrheit von 6,6 zu 3,9 Millionen Stimmen eine umstrittene Kapitalerhöhung von 420 Mio. $ genehmigt. Damit setzte sich Vorstandschef Dirk Lohmann durch, der die Aktionäre zum Erhalt des Konzerns als deutlich kleinere, aber selbstständige Einheit drängte. Noch in der vergangenen Woche hatte Lohmann von „fortgeschrittenen Verhandlungen“ mit möglichen Partnern oder Käufern gesprochen. Auch die Abwicklung des Rückversicherers war immer wieder im Gespräch gewesen. Der Aktienkurs Converiums brach daraufhin gestern um 13 Prozent auf 17 Schweizer Franken ein.
Converium hatte diesen Sommer entdeckt, dass seine Reserven für US-Haftpflichtrisiken aus den Jahren 1997 bis 2001 mehr als 400 Mio. $ zu niedrig sind. Daraufhin senkte die Rating-Agentur Standard & Poor’s ihre Bewertung von „A-“ auf „BBB“. Damit war Converium kaum noch tragbar für viele seiner Kunden. Das sind Erstversicherer, die Privatleute, Industrie oder Gewerbe versichern und dafür finanziell sehr solide Rückversicherer brauchen.
Aktionärssprecher wie der frühere Converium-Mitarbeiter Michael Keppner kritisierten, dass der Rückversicherer die großen Löcher in den US-Reserven erst viel später als andere Rückversicherer entdeckt hätte. Firmenchef Dirk Lohmann machte dafür gestern den Converium-Vorläufer Zurich Re und dessen Geschäftspolitik verantwortlich.
„Das Portefeuille unserer amerikanischen Tochter wies in den Problemjahren eine zu hohe Konzentration an Haftpflichtgeschäft mit großen Industrieversicherern auf“, sagte Lohmann. Das Modell, sich auf wenige große Beteiligungen zu konzentrieren, habe er seit 1998 kritisiert, ab 2000 hätten dann vorgenommene Änderungen gegriffen.
Die Kapitalerhöhung wird von mehreren Banken unter Führung von CSFB und JP Morgan geführt. Die neuen Aktien werden zu einem Kurs von 5 Franken ausgegeben. Das ist ein heftiger Abschlag von 74,4 Prozent auf den Schlusskurs von Montagabend.
Lohmann sagte weiter, dass Converium in den USA rund 130 von 207 Stellen abbauen werde, in den übrigen Geschäftsgebieten 200 von 600. Künftig wird der bislang zehntgrößte Rückversicherer der Welt nur noch rund 2 Mrd. $ Prämien zeichnen, die Hälfte des jetzigen Volumens. Eigentlich bräuchte Converium damit deutlich weniger Kapital. Dass Lohmann dennoch die Kapitalerhöhung einforderte, liegt am Druck von S&P. Die Agentur hatte am Montag erklärt, dass bei einem positiven Votum der Aktionäre das Rating von „BBB“ um eine Stufe auf „BBB+“ erhöht werden könnte. Ohne eine solche Verbesserung wären die Aussichten Converiums in den gerade laufenden Vertragsverhandlungen mit Kunden für das Jahr 2005 ziemlich düster.
Jetzt hat Converium nach Ansicht von Analysten ein neues Problem: Das Unternehmen hat viel zu viel Kapital für sein schrumpfendes Geschäftsvolumen und wird es schwer haben, eine ordentliche Rendite auf das eingesetzte Kapital zu erzielen.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo