Großbank erwartet Angebote für Versicherer · Generali und Axa interessiert · Allfinanzstrategie gescheitert
Von Herbert Fromme und Ilse Schlingensiepen, Köln Die Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) hat mögliche Interessenten für den Kauf ihrer Versicherungstochter Winterthur schriftlich aufgefordert, Angebote abzugeben. Eine entsprechende „Invitation for Offers“ ist nach Informationen der FTD bei großen Versicherungs- und Finanzkonzernen eingegangen. CS wollte dazu nicht Stellung nehmen. In Deutschland gehört die DBV Winterthur in Wiesbaden zur Gruppe.
Eine mögliche Übernahme prüfen unter anderem der italienische Versicherer Generali, Axa in Paris sowie mehrere US-Gesellschaften. Dagegen ist die Allianz nach Angaben aus Versicherungskreisen kaum an Großübernahmen in Europa interessiert. Für den Hannoveraner Talanx-Konzern, der nach eigenen Angaben vor einem bedeutenden Zukauf steht, dürfte die Übernahme von Winterthur nur schwer zu finanzieren sein. Der geforderte Preis wird nach Insider-Angaben über 5 Mrd. Euro liegen. Außerdem spricht Talanx gerade mit Gerling über eine Übernahme der operativen Gesellschaften.
Mit ihrem Schreiben beschleunigt Credit Suisse die Trennung von der ungeliebten Tochter, die ihre Bewertung bei Analysten und Investoren negativ beeinflusst. Im Juni hatte CS erstmals einen möglichen Verkauf nicht mehr dementiert. Bankchef Oswald Grübel sagte damals, die Winterthur sei nur noch eine Finanzinvestition, die Allfinanzstrategie – die Verbindung von Bank- und Versicherungsleistungen – sei kein Thema mehr. Jetzt macht Grübel Ernst.
Die Bank hatte den Versicherer 1997 Euroerworben. Die Aktienkrise traf Winterthur besonders hart, Credit Suisse musste mit zwei milliardenschweren Finanzspritzen aushelfen.
Die von dem früheren Dresdner-Bank-Vorstand Leonhard Fischer geführte Versicherungsgruppe verbuchte 2003 Prämieneinnahmen von 33,5 Mrd. Franken (21,5 Mrd. Euro), rund die Hälfte davon aus Lebensversicherungen. Aus dem schwierigen Markt Schweiz stammen 35 Prozent des Umsatzes, aus Großbritannien 17 Prozent, aus Deutschland 16 Prozent.
Gerade die deutsche Tochter bereitet dem Konzern mit fallendem Umsatz und hohen Verlusten Sorgen. Ende Juni trat Vorstandschef Hartmut Nickel-Waninger zurück, Nachfolger ist der frühere Axa-Vorstand Frank Keuper.
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo