Australische und irische Töchter betroffen
Von Herbert Fromme, Köln Die australische Finanzaufsicht Australian Prudential Regulation Authority (APRA) zieht die Konsequenzen aus einem Rückversicherungsskandal: Sie hat gestern sechs Managern des US-Rückversicherers Gen Re jegliche Tätigkeit als Versicherungsmanager in Australien verboten. Darunter ist Geoffrey Barnum, damals Chef der General Cologne Re Australia. Auch zwei führende Manager der irischen Tochter Gen Re Alternative Solutions sind betroffen, Tore Ellingsen und John Houldsworth. APRA hat die irische Aufsicht informiert.
Der Rückversicherer hatte vor sieben Jahren mit dem angeschlagenen australischen Versicherer FAI einen nach außen hin normalen Rückversicherungsvertrag abgeschlossen. Heimlich erhielt Gen Re aber Garantien von FAI, die das Risiko für den Rückversicherer praktisch auf null senkten. Durch den Deal konnte FAI einen Scheingewinn von 8 Mio. australischen $ für das Jahr 1997/98 zeigen, sonst wäre der Versicherer mit 50 Mio. A$ in den roten Zahlen gewesen.
Damals war FAI aber eigentlich schon insolvent. Der Rückversicherungsvertrag – in Wirklichkeit ein Vorfinanzierungsgeschäft – mit der Gen Re half der FAI, die Bedenken der Aufsicht zu zerstreuen und den Aktienkurs zu stützen. Vor allem aber erlaubte er FAI-Großaktionär Rodney Adler, das Unternehmen 1998 an den Rückversicherer HIH zu verkaufen.
Ans Licht kam der dubiose Vertrag im Zuge der Aufarbeitung des HIH-Kollapses. Denn drei Jahre später musste HIH Konkurs anmelden – die größte Pleite in der Geschichte Australiens. Diese Untersuchung werde fortgesetzt, sagte APRA-Vizechef Ross Jones. „Das ist eine sehr große und aufwändige Untersuchung, die noch einige Zeit andauern wird.“
Gen Re gehört zur Berkshire-Hathaway-Gruppe, die vom bekannten US-Anleger Warren Buffett kontrolliert wird. Zu ihr gehört auch die von Ajit Jain geführte US-Firma National Indemnity. In Deutschland ist die Kölnische Rückversicherung Teil der Gruppe, National Indemnity hat gerade ein Büro in München eröffnet. Gen Re wollte gestern nicht dazu Stellung nehmen, ob es von Irland aus oder direkt ähnliche Finanzierungsgeschäfte wie in Australien auch mit deutschen Erstversicherern betreibt.
Zitat:
„Das ist eine sehr große und aufwändige Untersuchung“ – Ross Jones, APRA
Quelle: Financial Times Deutschland
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