Angeschlagener Rückversicherer verhandelt übers Geschäft 2005
Von Herbert Fromme Für den Rückversicherer Converium geht es in den Vertragsverhandlungen für 2005 um alles. Das Unternehmen muss beweisen, dass es weiterhin das Vertrauen seiner europäischen Kunden hat – trotz der schweren Krise, in die es im Sommer geriet. Ob das gelingt, wird sich in dieser Woche beim Rückversicherungstreffen in Baden-Baden zeigen.
Die zentrale Frage ist, ob die zwangsweise umgebaute Converium-Gruppe als Rückversicherer immer noch attraktiv ist für ihre Kunden. Die Bewertung durch die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) lässt das Management um Dirk Lohmann hoffen – nachdem das Unternehmen seine Kapitalerhöhung in Höhe von 420 Mio. $ erfolgreich bei Anlegern platziert hat, verbesserte S&P seine Bewertung vom katastrophalen „BBB“ auf „BBB+“. Das ist zwar immer noch nicht im erwünschten „A“-Bereich, aber ermöglicht Converium das Überleben.
Die Kunden sind sehr empfindlich, wenn es um die Finanzstärke der Rückversicherer geht. Diese Kunden sind Erstversicherer, die ihrerseits Privatleute oder Unternehmen versichern und dafür finanziell sehr solide Rückdeckung brauchen. Andererseits wollen sie Converium ungern als Alternative zu den großen Anbietern verlieren. Das Unternehmen gilt als flexibel und innovativ. Die Vertragserneuerung 2005 wird zeigen, was den Kunden wichtiger ist.
Die Bewertung der beiden Tochtergesellschaften in Deutschland und Großbritannien verbesserte S&P erst mit Verzögerung. Sie standen bis vergangenen Freitag auf einem inakzeptablen „BBB-„. Erst als die Schweizer Muttergesellschaft eine Garantie für die Töchter abgab, hob S&P ihre Bewertung auf das Niveau von Converium an.
Das Unternehmen hatte diesen Sommer entdeckt, dass seine Reserven für amerikanische Haftpflichtrisiken aus den Jahren 1997 bis 2001 mehr als 400 Mio. $ zu niedrig sind. Als Konsequenz musste Converium sein gesamtes Amerikageschäft aufgeben – der Konzern will nur noch direkt von Zürich aus ausgewählte Kunden in den USA bedienen.
Notwendige Schrumpfkur
Lohmann macht für die Probleme den Converium-Vorläufer Zurich Re und dessen Geschäftspolitik verantwortlich. „Das Portefeuille unserer amerikanischen Tochter wies in den Problemjahren eine zu hohe Konzentration an Haftpflichtgeschäft mit großen Industrieversicherern auf“, sagte Lohmann bei der Hauptversammlung in Zürich. Das Modell, sich auf wenige große Beteiligungen zu konzentrieren, habe er seit 1998 kritisiert, ab dem Jahr 2000 hätten dann vorgenommene Änderungen gegriffen. Lohmann sieht keine Gründe, das Top-Management zu verändern.
Converium wird in den USA rund 130 von 207 Stellen abbauen, in den übrigen Geschäftsgebieten 200 von 600. Künftig wird der Rückversicherer nur noch rund 2 Mrd. $ Prämien zeichnen, die Hälfte des jetzigen Volumens. Eigentlich bräuchte er damit deutlich weniger Kapital. Dass Lohmann dennoch die Kapitalerhöhung durchsetzte, lag am Druck von S&P.
Jetzt hat Converium nach Ansicht von Analysten ein neues Problem: Der Rückversicherer hat zu viel Kapital für das schrumpfende Volumen und wird es schwer haben, darauf eine ordentliche Rendite zu erzielen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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