Münchener Rück modelliert Schwankungsrückstellung
Von Herbert Fromme Die deutschen Versicherer befinden sich in einem gigantischen Umstellungsprozess ihrer Rechnungslegung. Für die Münchener Rück bedeutet das einen neuen Markt – indem sie für Kunden gewohnte Instrumente aus der alten Rechnungslegungswelt mit Hilfe eines Rückversicherungsvertrages nachbildet.
Was für die Hand voll weltweit agierender Versicherer schon länger gilt, ist ab 2005 für alle börsennotierten Gesellschaften Pflicht: Sie müssen eine Bilanz nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) aufstellen. 2007 folgen die Unternehmen, die zwar nicht börsennotiert, aber kapitalmarktorientiert sind, etwa durch Anleihen.
„Unter IFRS fällt für die Versicherer die Schwankungsrückstellung weg“, sagte Isabella Pfaller, Leiterin des Rechnungswesens bei der Münchener Rück. Schwankungsrückstellungen sind Puffer, die Ergebnisse der Versicherer über viele Jahre glätten. In Zeiten mit weniger Schäden als im Schnitt baut der Versicherer Schwankungsrückstellungen auf, in schlechten Zeiten kann er entnehmen.
Dadurch schwankt das Jahresergebnis eines Versicherers weniger. Unter IFRS werden dagegen heftige Ausschläge möglich. Der Weltmarktführer bietet hier als einer der Ersten eine Lösung. „Es gibt Rückversicherungsprodukte, die den Wegfall der Schwankungsrückstellung kompensieren können“, erläuterte Pfaller.
Neben IFRS kommen auch die neuen Eigenkapitalregeln der Finanzaufsicht, Solvency II. Pfaller erwartet, dass die Einführung der beiden Systeme Hand in Hand geht: Die Aufsichtsbehörden legen bei der Bewertung nach Solvency II Bilanzen nach IFRS zu Grunde. „Sonst hätte man zum Beispiel in einem Land höhere Reserven zu stellen als in einem anderen“, sagte sie. „Damit wären die Unternehmen für die Aufseher wieder nicht vergleichbar.“
Für Solvency II müssen die Versicherer Eigenkapital entsprechend der Schwere der eingegangenen Risiken nachweisen. Ein Effekt wird sein, dass regional arbeitende Versicherer tendenziell mehr Eigenkapital für regionale Risiken benötigen als international tätige Gesellschaften, sagte Pfaller. „Wenn ich nur Sturmrisiken aus Deutschland habe, ist die Gefahr eines Großschadens natürlich höher, als wenn ich einen Bestand habe, in dem auch Erdbebenrisiken aus Japan versichert sind“, sagte sie. Die Wahrscheinlichkeit, dass beides gleichzeitig eintrete, sei geringer, als dass eines der Ereignisse eintritt. „Deshalb muss ein international agierender Rückversicherer auch relativ weniger Eigenkapital stellen als ein regionaler Erstversicherer“, sagte sie. Das mache die Rückversicherung oft günstiger für die Erstversicherer als die Beschaffung von Eigenkapital – und könne zu Neugeschäft bei den Rückversicherern führen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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