Chef der Luftfahrtsparte geht zur Konkurrenz
Von Herbert Fromme, Köln Der angeschlagene Rückversicherer Converium hat einen seiner wichtigsten Fachmanager verloren. Luftfahrtchef Mario Montelatici wechselt zur Stockholmer Sirius International, die zum Bermuda-Versicherer White Mountains gehört. Ein Sirius-Sprecher sagte, mindestens zwei weitere Converium-Mitarbeiter aus Montelaticis Team würden ebenfalls kommen. Das neue Sirius-Luftfahrtteam soll an Montelaticis Dienstsitz Zürich angesiedelt sein.
Das Luftfahrtgeschäft machte 2003 19 Prozent des Prämienvolumens bei Converium aus und gehörte zu den profitabelsten Sparten. Montelatici war maßgeblich am Aufbau beteiligt. „Er ist für das Geschäft bisher entscheidend gewesen“, sagte ein Versicherer. Ob Converium den bisherigen Erfolg beibehalten könne, sei fraglich.
Interne Lösung für Nachfolge
Converium versuchte, den Vorfall herunterzuspielen. Ein Sprecher bestätigte die Kündigung des Luftfahrtchefs. Nachfolgerin soll Andrea Sommerlad aus dem eigenen Haus werden. Von weiteren Kündigungen sei mit einer Ausnahme nichts bekannt. Ausschließen wollte der Sprecher sie aber nicht.
In der Luftfahrtdeckung agiert Converium nicht nur als Rückversicherer. Hier hat sich das Unternehmen tief in das Geschäft mit den Endkunden, den Fluggesellschaften, eingegraben. Converium ist mit 30,1 Prozent an der Verwaltungsgesellschaft des Luftfahrtpools Global Aerospace in London beteiligt – zusammen mit illustren Namen wie Münchener Rück, Warren Buffetts National Indemnity und zwei japanischen Gruppen. Global Aerospace gehört zu den wichtigsten Adressen in der internationalen Luftfahrtversicherung.
An den von Global Aerospace gezeichneten Risiken hält Converium formal 27,5 Prozent. Allerdings übernahmen wegen der Finanzprobleme der Gruppe vor zwei Monaten Münchener Rück und National Indemnity die faktische Deckung auch für diesen Anteil. Ebenfalls beteiligt ist Converium an dem Satelliten-Versicherungspool Satec in Venedig.
Die Nachricht von Montelaticis Weggang trifft Converium in einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Das Unternehmen verhandelt momentan mit seinen Kunden über die Verträge für 2005. Die Gespräche gestalten sich wegen der Finanzkrise des Rückversicherers und des immer noch nicht guten Ratings von „BBB+“ bei Standard & Poor’s schwierig. Da ausreichend Kapazität mit besseren Bonitäten angeboten wird, muss Converium mit besonderen Serviceleistungen punkten, wie sie der Spezialist Montelatici und sein Team erbracht haben.
Converium hatte im Sommer entdeckt, dass die Reserven für amerikanische Haftpflichtrisiken aus den Jahren 1997 bis 2001 mehr als 400 Mio. $ zu niedrig sind. Als Konsequenz musste das Unternehmen die US-Töchter aufgeben – der Konzern will nur noch direkt von Zürich aus US-Kunden bedienen. S&P senkte damals die Benotung um drei Stufen auf „BBB“ und war nur nach einer Kapitalerhöhung von 420 Mio. $ bereit, eine Stufe nach oben zu gehen.
Klagen in den USA
Außerdem muss sich Converium jetzt mit einer ersten Sammelklage von Aktionären in den USA auseinander setzen, die Schadenersatz für den Kursverlust ihrer Aktien verlangen. Die Klage wurde im Oktober vor dem District Court für den Southern District of New York eingereicht und betrifft Aktionäre, die zwischen dem 11. Dezember 2001 und dem 20. Juli 2004 Aktien des Unternehmens gekauft hatten. Beklagt sind die Gesellschaft, Konzernchef Dirk Lohmann und Finanzchef Martin Kauer.
Die Anwälte der Kläger behaupten, Converium habe die Reserven für sein US-Haftpflichtgeschäft zu knapp bemessen. Die Aktionäre hätten sich auf die Angaben des Unternehmens verlassen müssen, dass die Rückstellungen ausreichend waren. Entweder habe die Gesellschaft von der Unrichtigkeit der Reservehöhe gewusst oder fahrlässig gehandelt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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