Vor allem die Schweizer Tochter wächst kräftig
Von Herbert Fromme, Köln Die Deutsche Rückversicherung (DR) in Düsseldorf öffnet sich für Kunden außerhalb ihres angestammten Geschäfts im Lager der öffentlichen Versicherer. Dafür nutzt sie die vor vier Jahren gegründete Tochter Deutsche Rück Schweiz (DR Swiss). „Wir werden sukzessive die Möglichkeiten der DR Swiss weiter ausbauen und uns auch Gesellschaften öffnen, die nicht zum Kreis der öffentlichen Versicherer gehören“, sagte Deutsche Rück-Chef Jürgen Rehmann im FTD-Interview.
Das Unternehmen gehört den öffentlichen Versicherern, die Teil des Sparkassenlagers sind. Um sich gegen Großrisiken abzusichern und einen Risikoausgleich zu organisieren, holen sich die öffentlichen Versicherer Deckungen bei der Deutschen Rück und bei ihrem Verband, der ebenfalls als Rückversicherer tätig ist. „DR und Verband bilden eine Verwaltungsgemeinschaft, alle 180 Mitarbeiter haben zwei Anstellungsverträge“, sagte Rehmann.
Zusammen verbuchten DR, DR Swiss und Verband im vergangenen Jahr 1,1 Mrd. Euro Prämien. „Wir gehören zu den zehn größten Rückversicherern in Deutschland.“ Seit September hat die Gruppe ein Rating von Standard & Poor’s, das mit „A+“ so gut wie das der Münchener Rück ist.
Rehmann nutzt vor allem die DR Swiss für die Öffnung. An der Gesellschaft ist die VHV in Hannover – die als Versicherungsverein nicht zum öffentlichen Lager gehört – mit 25 Prozent beteiligt. Rund 100 Mio. Euro der 201 Mio. Euro Prämie der Schweizer Tochter kommen von Drittkunden. Sie legt kräftig zu – für 2004 erwartet Rehmann mehr als 240 Mio. Euro.
„Unsere Kunden genießen in der Schweiz bestimmte Rechnungslegungsvorteile“, sagte Rehmann. In dem Alpenland ist der Fiskus großzügiger, wenn es um den Aufbau von Schadenreserven geht. Über Rückversicherungsverträge mit der DR Swiss können deutsche Gesellschaften deshalb steuergünstig ihre Reserveposition ausbauen.
Von der DR als Ersatz für die ins Straucheln geratene Converium oder die geschlossene Gothaer Rück will Rehmann nichts wissen. „Wir wollen nicht einfach Rückversicherungskapazität geben“, sagte er. DR und DR Swiss suchten Geschäft, dass von der Qualität her dem der Öffentlichen nahe kommt.
Er hat gute Gründe, vorsichtig zu sein. Die Öffnung der DR ist umstritten. Zwar billigte der Aufsichtsrat den neuen Kurs im vergangenen Jahr, aber es gab deutlichen Dissens. Vor allem Robert Pohlhausen, Chef der mächtigen Versicherungsgruppe Hannover, soll sein Missfallen bekundet haben. Rehmann will das nicht kommentieren. „Wir führen einen Aufsichtsratsbeschluss aus.“
Der Manager weiß genau, dass er keine Alternative zur Öffnung hat, wenn die DR weiter wachsen soll. Denn die öffentlichen Versicherer sind auf Konsolidierungskurs. Stuttgart und Wiesbaden haben fusioniert, Münster und Kiel stehen kurz davor. Größere Einheiten brauchen aber weniger Rückdeckung. Deshalb muss die DR nach außen schauen.
Zitat:
„Wir gehören zu den zehn größten Rückversicherern in Deutschland“ – Jürgen Rehmann, Chef der Deutschen Rück
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo