Quartalsverlust geringer als befürchtet · Gewinnsprung 2005 erwartet
Von Herbert Fromme, Berlin Der Rückversicherer Hannover Rück überprüft nach den hohen Schäden durch die schweren Wirbelstürme die Strategie seiner US-Versicherungstochter Clarendon in Florida. In einer Telefonkonferenz deutete Vorstandschef Wilhelm Zeller gestern an, dass sich die Tochter aus der Gebäudeversicherung in dem Bundesstaat zurückziehen könnte, einem ihrer wichtigsten Märkte.
Im dritten Quartal erlitt Hannover Rück einen Verlust von 20,4 Mio. Euro. Analysten hatten einen Fehlbetrag von 31 Mio. erwartet. Zeller bekräftigte die ehrgeizigen Gewinnziele der Hannover Rück für das kommende Jahr. Er rechnet 2005 mit einem Nettogewinn von 430 bis 470 Mio. Euro. Voraussetzung sei, dass es weder zu außergewöhnlichen Großschäden noch zu einem Einbruch am Kapitalmarkt komme. Die Aktie reagierte mit einem Kursplus von 1,2 Prozent. Für 2004 hatte Zeller vor kurzem wegen der Stürme die Gewinnerwartung von 390 Mio. Euro bis 430 Mio. Euro auf 300 Mio. Euro zurückgenommen. Die Hannover Rück gehört zur Talanx/HDI-Gruppe.
Die Konzerngesellschaft Clarendon ist kein Rückversicherer, sondern direkt im Geschäft mit Endkunden. Große Vermittler oder Managing General Agents stellen Versicherungsprogramme für Sonderrisiken zusammen, die sonst schwer zu versichern sind. Dazu gehören auch Wohngebäude in Florida.
Die vier Stürme in diesem Herbst trafen die Hannover Rück gleich doppelt: einmal in der Rolle als Rückversicherer, in der das Unternehmen Großrisiken anderer Erstversicherer übernimmt, zweitens aber auch über Clarendon als Erstversicherer.
Insgesamt erlitt die Gruppe im dritten Quartal Großschäden in Höhe von 359 Mio. Euro, das meiste davon durch Stürme über Florida und Japan. Die Clarendon musste davon 120 Mio. Euro tragen. Während die Rückversicherungsabteilung ihre Schäden durch gute Gewinne in anderen Feldern ausgleichen konnte und insgesamt noch im Plus endete, erlitt Clarendon einen operativen Verlust von 114 Mio. Euro im dritten Quartal. Als Begründung für die hohe Belastung sagte Zeller, Clarendon habe Schutzdeckungen für besonders hohe Sturmschäden gekauft, aber nicht so sehr auf die Absicherung von Schäden durch eine Vielzahl von Stürmen geachtet.
Das Programmgeschäft ist in der Assekuranz umstritten, weil die Managing General Agents die eigentlichen Entscheidungen treffen, was versichert wird und was nicht. Zeller hatte das Geschäft aber immer als ideale Diversifizierung für die Hannover Rück verteidigt.
„Wir prüfen, wie wir unsere Kapazitäten für Sturmdeckungen in Florida künftig verwenden, als Rückversicherer oder als Erstversicherer“, sagte Zeller. Als Rückversicherer könne man ein solches Geschäft einfach aufgeben oder die Preise erhöhen, als Erstversicherer aber nicht – die Versicherungsaufsicht in Florida habe den betroffenen Unternehmen gerade verboten, in den stark betroffenen Regionen die Preise zu erhöhen oder die Verträge zu kündigen.
Insgesamt verbuchte Hannover Rück Prämieneinnahmen von 7,18 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten, ein Rückgang um 19,1 Prozent. Das macht dem Management wenig Sorgen. Der Rückgang stammt einmal aus der relativen Dollar-Schwäche, andererseits wird das Rückversicherungsgeschäft der Talanx/HDI-Gruppe nicht mehr durch die Hannover Rück durchgeleitet.
Quelle: Financial Times Deutschland
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