Zürich-Gruppe wappnet sich gegen Preisverfall

Versicherer plant hohe Kostensenkungen · US-Reserven für Altlasten werden gestärkt · Guter Quartalsgewinn lässt Börsianer kalt

Von Herbert Fromme, Köln Der Schweizer Finanzkonzern Zurich Financial Services plant für das kommende Jahr Kostensenkungen, die das Ergebnis um 500 Mio. $ steigern sollen. Damit reagiert Zürich, wie sich die Gruppe jetzt statt ZFS wieder nennt, auf die in absehbarer Zeit fallenden Preise in der Schaden- und Unfallversicherung. „Diese Programme sollen unsere Gewinnentwicklung im Hinblick auf das sich abschwächende Marktumfeld unterstützen“, sagte Zürich-Chef James Schiro gestern.

Die Achillesferse der Zürich bleiben die USA. Dort musste der Konzern auch im dritten Quartal die Reserven für Altlasten stärken, diesmal um 306 Mio. $. Für die ersten neun Monate sind es schon 962 Mio. $. Außerdem ist Zürich von der Untersuchung des Generalstaatsanwalts Eliot Spitzer gegen den Versicherungsmakler Marsh betroffen.

Schiro hat den krisengeschüttelten Konzern seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren saniert. Die Zürich war durch die Aktienkrise und die Überexpansion unter ihrem langjährigen Vorstandschef Rolf Hüppi stark ins Schlingern geraten. Der kühle Amerikaner Schiro – von Beruf Wirtschaftsprüfer und früher Chef von PricewaterhouseCoopers Schweiz – fokussierte das Unternehmen wieder auf das Kerngeschäft Versicherungen, räumte mit verlustbringenden Abenteuern in der Finanzrückversicherung auf und verordnete ihm radikale Sparprogramme.

Der Befreiungsschlag ist gelungen. In den ersten drei Quartalen konnte Schiro einen Gewinn von 1,90 Mrd. $ nach Steuern melden, ein Anstieg um 35 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2003. Das ist umso bemerkenswerter, als Zürich mit Schäden von 525 Mio. $ vor Steuern wegen der Wirbelstürme in den USA kalkuliert.

Geholfen hat Schiro bei der Sanierung die insgesamt gute Versicherungskonjunktur: Die Preise in der Schaden- und Unfallversicherung stiegen in den vergangenen beiden Jahren dramatisch.

Doch dieser Trend beginnt zu kippen. Schiro muss jetzt zeigen, dass die Zürich auch in einem schwachen Marktumfeld gewinnbringend arbeiten kann. „Wir müssen eine konstante operative Leistung erbringen und die Bilanz stärken“, sagte Schiro in einer Telefonkonferenz. „Dadurch können wir die mit dem Versicherungsgeschäft verbundenen Schwankungen auffangen und weiterhin attraktive Renditen für Aktionäre erzielen.“

Denn wirklich zufrieden mit der wichtigsten Kenngröße der Branche, der Schaden- und Kostenquote, kann Schiro nicht sein. Mit 98,8 Prozent der Beiträge – davon 2,3 Punkte wegen der Stürme – liegt die Zürich zwar nur wenig schlechter als im Vorjahr, als bei deutlich weniger Katastrophenschäden 98,2 Prozent gemessen wurden. Aber verglichen mit den 93,2 Prozent des Konkurrenten Allianz ist die diesjährige Zahl mager.

Deshalb das neue Sparprogramm von 500 Mio. $, das zusätzlich zum laufenden Programm 2004 von 200 Mio. $ kommt. Massenentlassungen seien nicht geplant. „Es geht um Wachstum, Verbesserung der Schadensbearbeitung und der Risikoannahme. Ich sprach nicht von Stellenabbau“, sagte Schiro.

Die Börse reagierte verhalten. Zürich-Aktien verloren zunächst 1,4 Prozent, notierten bei Handelsschluss aber um 0,3 Prozent höher mit 180,9 Franken. Vor allem die fortdauernden Probleme mit Altlasten und die Probleme mit Spitzer lassen Analysten und Anleger trotz der kräftigen Gewinnsteigerung zögern.

Schiro versucht deshalb, den Kapitalmarkt zu locken. Zusätzlich zu Bardividenden könnte es von Zeit zu Zeit Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden geben, sagte er.

Zitat:

„Ich sprach nicht von Stellenabbau“ – Zürich-Chef James Schiro

Bild(er):

Schwerer Schaden bei einem Unfall in Justice in Illinois. Das US-Geschäft bleibt die Achilles-Ferse von Zürich – Chicago Tribune/Kuni Takahashi

Quelle: Financial Times Deutschland

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