Assekuranz läuft Sturm gegen ungeliebte Rating-Agentur
Von Herbert Fromme, Köln Die Rating-Agentur Fitch hat die eigentlich für die laufende Woche geplante Veröffentlichung ihrer unerbetenen Q-Ratings aller deutschen Versicherer verschoben. „Wir haben eine dreiwöchige Konsultationsphase beschlossen“, sagte Deutschland-Chef Jens Schmidt-Bürgel der FTD. „Wir werden dann aber auf jeden Fall veröffentlichen.“
Der Beschluss sei vor dem Eingang eines Protestschreibens des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gefasst worden, sagte er. In dem Brief an Fitch-Gruppenchef Paul Taylor verlangten GDV-Geschäftsführer Günter Bost und Chefvolkswirt Michael Wolgast gestern, keinerlei Q-Ratings zu veröffentlichen, bevor die Methode dargelegt und mit der Branche und der Öffentlichkeit diskutiert worden sei.
Fitch hat für alle deutschen Versicherer auf Grund ihrer Jahresabschlüsse eine Bewertung mit den Noten „AAA“ (außergewöhnlich stark) bis „B“ (schwach) erstellt. Die Assekuranz wirft Fitch vor, dass dabei Beziehungen zu Konzernmüttern ebenso wenig berücksichtigt werden wie Managementqualität und andere Parameter. Fitch wolle mit den Q-Ratings nur Druck auf die Versicherer ausüben und sie zwingen, ein teures interaktives Rating zu kaufen, so der Vorwurf. Das kostet 40 000 Euro bis 50 000 Euro jährlich und beruht auf ausführlichen Gesprächen mit dem Management. Das Vorgehen sei unverantwortlich und „moderne Wegelagerei“, sagte eine GDV-Sprecherin.
In dem GDV-Schreiben an Fitch-Chef Taylor heißt es, das Vorgehen bedeute einen „ernsthaften Verstoß“ gegen die Verhaltensregeln (Code of Conduct) für Rating-Agenturen, die von der Vereinigung der Börsenaufsichten, der International Organization of Securities Commissions, aufgestellt wurden. „Wir haben die deutschen Behörden bereits unterrichtet“, schreiben Bost und Wolgast.
Fitch-Chef Schmidt-Bürgel wies den Erpressungsvorwurf zurück und argumentierte, dass es großes Interesse an einer Übersicht über die Finanzstärke aller Gesellschaften gebe. An einem Rating seien immer nur die Versicherer interessiert, die ein gutes Ergebnis erwarten könnten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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