Rating-Agentur will alle deutschen Versicherer bewerten
Von Herbert Fromme, Köln Der Streit zwischen der deutschen Versicherungswirtschaft und der Rating-Agentur Fitch eskaliert. Am Freitag veröffentlichte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eine Stellungnahme zu den geplanten Q-Ratings durch Fitch, die heftige Vorwürfe gegen die Agentur enthält.
Fitch wolle das Papier des GDV genau prüfen, halte aber grundsätzlich an seiner Absicht fest, die Q-Ratings zu veröffentlichen, sagte Deutschland-Chef Jens Schmidt-Bürgel. Fitch hatte im Dezember erklärt, ungefragt Bewertungen fast aller deutschen Versicherungsunternehmen veröffentlichen zu wollen. Die so genannten „Quantitativen Finanzstärke-Ratings“ oder Q-Ratings beruhen auf öffentlich zugänglichen Informationen, vor allem aus den Geschäftsberichten.
Der GDV wirft Fitch vor, zu wenig Details seines Rating-Modells bekannt zu machen. Damit verstoße die Agentur gegen den Rating-Verhaltenskodex der Börsenaufseher, die sich in der Vereinigung IOSCO zusammengeschlossen haben.
Der GDV kritisiert ferner die Bewertung der Kapitalanlagen („Hedging-Strategien werden nicht berücksichtigt“), die Nutzung der Daten der letzten Jahre („die waren außergewöhnlich“) und die Verwendung von Marktanteilszahlen. Moniert wird auch, dass Fitch die Muttergesellschaft eines Versicherers nicht in die Beurteilung einbezieht.
Die Assekuranz wirft Fitch vor, durch das Massenrating Druck in Richtung eines bezahlten Ratings auszuüben. Fitch gebe den Versicherern insgesamt die „inakzeptable Alternative“, entweder vertrauliche Informationen zu veröffentlichen oder ein schlechteres Q-Rating durch Fitch zu riskieren. „Da der einzige Ausweg aus diesem von Fitch geschaffenen künstlichen Dilemma der Kauf (und die Bezahlung) eines vollen interaktiven Ratings ist, kann man den ganzen Vorgang als den unglaublichen Versuch durch Fitch betrachten, in Deutschland Geschäft zu gewinnen“, schreibt der GDV.
Bei den so genannten interaktiven Ratings beziehen die Agenturen Hintergrundinformationen aus intensiven Managementgesprächen in ihr Urteil ein. Sie kosten nach Angaben von Schmidt-Bürgel 40 000 bis 50 000 Euro pro Jahr.
Da Versicherer hohe Risiken übernehmen und oft langfristige Verträge abschließen, sind schlechte Ratings für den Verkauf sehr schädlich. So achten Versicherungsmakler genau auf die Bewertungen. Empfehlen sie Kunden Versicherer mit schlechtem Rating, machen sie sich haftbar.
Quelle: Financial Times Deutschland
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