Sachversicherungen dürften billiger werden · Marktführer sieht starke Gefahr für Ballungsräume
Von Herbert Fromme, München Große Industrieunternehmen und andere Endverbraucher können mit sinkenden Preisen in der Sachversicherung rechnen. Die Haftpflichtversicherung bleibt dagegen teuer. Das geht aus den Vertragserneuerungen für das Jahr 2005 bei der Münchener Rück hervor, die der weltgrößte Rückversicherer gestern in München vorstellte.
Rückversicherer sind Großhändler für Risikoschutz. Erstversicherer, die ihrerseits Schutz für Privat- und Gewerbekunden bereitstellen, sowie Industriekonzerne sichern sich bei ihnen gegen Großschäden ab. Die Preisverhandlungen für Rückversicherungsverträge geben deshalb die Richtung für die gesamte Assekuranz vor. Die Verträge laufen meist über ein Jahr. Zum 1. Januar hatte die Münchener Rück rund zwei Drittel ihres Geschäfts außerhalb der Lebens-Rückversicherung verlängert oder neu gewonnen.
Mit Sachdeckungen schützen Unternehmen und andere Kunden ihre eigenen Gebäude, Anlagen und Maschinen. „Hier erleben wir größeren Druck auf die Preise“, sagte Heyd. Bei Haftpflichtversicherungen bleiben die Preise weitgehend stabil. „Bei Chemie- und Pharmarisiken sehen wir sogar steigende Raten“, sagte Heyd. Die Versicherer fürchten weitere Probleme mit Schäden durch Arzneimittel und Chemieprodukte. Im Spezialmarkt für Katastrophendeckungen seien die Preise in den Hurrikan-Gebieten USA und Karibik kräftig angestiegen. In Europa seien sie dagegen weitgehend stabil.
Zunehmend Sorgen bereiten dem Konzern die Risiken für so genannte Megacitys – Städte und Ballungsräumen mit mehr als zehn Millionen Einwohnern. Risikovorbeugung und Kontrolle müssten hier konsequent weiterentwickelt werden. „Megacitys sind überproportional exponiert und angreifbar“, sagte Münchener-Rück-Vorstand Stefan Heyd. „Tsunamis können auch Ballungsräume im Küstenbereich gefährden.“ Tokio und Miami lägen in hoch erdbeben- und hurrikangefährdeten Gebieten. Die Münchener Rück hat daher einen Naturgefahren-Risikoindex für Megacitys entwickelt. Dabei kommt Tokio wegen der Erdbebengefahr auf den Wert 710, San Francisco auf 167 und das Ruhrgebiet als einziger aufgeführter deutscher Raum auf 14.
Die Münchener Rück sei bei Erdbeben in Tokio oder San Francisco mit jeweils 2,5 Mrd. bis 3 Mrd. Euro exponiert, sagte Heyd. Davon sei ein Teil aber bei anderen Gesellschaften rückversichert. Für eigene Rechnung verblieben „über eine 1 Mrd. Euro“ bei einem solchen Großschaden.
Der Konzern erwartet für 2005 auf Grund der Preisentwicklung stabile Prämieneinnahmen im Kerngeschäft Sach- und Haftpflichtrückversicherung. „Dabei sind Währungsfaktoren allerdings nicht eingerechnet“, sagte Heyd. Der niedrige Dollar könne sich negativ auswirken.
2004 habe das Unternehmen einen leichten Rückgang bei den Nichtleben-Prämieneinnahmen erlebt, sagte Vorstandsmitglied Heyd. Für die ersten drei Quartale hatte die Gruppe in diesem Segment Rückversicherungsprämien von 11,8 Mrd. Euro verbucht, verglichen mit 13,9 Mrd. Euro im selben Zeitraum 2003. Der Rückgang beruhte zum Teil auf einer vorsichtigeren Geschäftspolitik des Konzerns. Dazu kamen 5,7 Mrd. Euro in der Lebens- und Kranken-Rückversicherung, nach 5,2 Mrd. Euro im Vorjahr.
Bild(er):
Tokio nach dem Erdbeben von 1923. Die Stadt ist laut Münchener Rück auch aktuell stark gefährdet – Gettyimages
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo