Verkauf der Winterthur International wirkt nach
Von Herbert Fromme, Köln Der Schweizer Großbank Credit Suisse drohen weitere Lasten aus dem Verkauf der Industrieversicherung ihrer Assekuranztochter Winterthur: Am Freitag hatte der Konzern bekannt gegeben, 310 Mio. Schweizer Franken für Altlasten zurückgestellt zu haben. „Es könnte zu einer weiteren signifikanten Erhöhung der Rückstellungen kommen“, sagte ein Banksprecher.
Im Jahr 2001 hatte die Bank den Versicherungsbestand der Winterthur International, die vor allem Großkonzerne versichert, mit den entsprechenden Reserven für 1 Mrd. Franken an die Bermuda-Gesellschaft XL Insurance verkauft. Die Credit Suisse musste eine Garantie dafür übernehmen, dass die Reserven ausreichen. Das ist offenbar nicht der Fall. Die vereinbarte Prüfung der Reservehöhe nach drei Jahren hat jetzt zur Belastung des Ergebnisses der Credit Suisse im vierten Quartal 2004 geführt.
Auch die XL wird eine Schätzung vorlegen, wie viel die Winterthur ihr noch schuldet. Die Entscheidung trifft dann ein unabhängiger Versicherungsmathematiker, ein so genannter Aktuar, der seinerseits eigene Berechnungen anstellt. Die beiden Seiten haben sich auf die Baseball-Arbitration als Schlichtungsmethode geeinigt, die auch bei Streitigkeiten um Gehälter der Baseball-Profis in den USA genutzt wird. Wenn eine Seite 100 geben will, die andere aber 1000 fordert und der Schiedsmann auf 551 entscheidet, gibt es 1000. Erkennt er aber auf 549, gibt es nur 100. Mit der Baseball-Arbitration wird verhindert, dass in Streitigkeiten utopisch hohe Forderungen gestellt werden – sie könnten sich als kontraproduktiv erweisen.
Schon in der Vergangenheit habe die Bank erhebliche Rückstellungen für diesen Zweck vorgenommen. Die Höhe wollte der Credit-Suisse-Sprecher aber nicht nennen.
Rating bleibt unberührt
Die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) erklärte, die Reservestärkung werde ihre Beurteilung der Bank mit „A“ und der Winterthur mit „A-“ nicht verändern. Sonstige Gewinnsteigerungen sollten ausreichen, um den Verlust wettzumachen und die Kapitalstärke der Winterthur unverändert zu lassen. Zudem habe S&P die notwendigen Reservestärkungen schon bei seiner letzten Bewertung des Unternehmens eingerechnet.
Trotzdem dürfte die erneute Belastung für die Bank den Druck auf die Trennung von der Winterthur verstärken. Credit Suisse hatte 2004 einen Käufer für die Bank gesucht. Zu den Interessenten gehörte unter anderem die Axa-Gruppe. Die Gespräche scheiterten sowohl am Preis – die Bank will rund 8 Mrd. Franken erlösen – als auch an ihrem Plan, nur den Versicherungskonzern als Ganzes zu veräußern, nicht aber Einzelteile. Vor allem das Schweizer Geschäft gilt aber wegen der problematischen und politisch aufgeladenen betrieblichen Altersversorgung als schwierig. Die Bank hatte daraufhin erklärt, Winterthur so bald wie möglich an die Börse zu bringen. Ein Verkauf wird weiterhin nicht ausgeschlossen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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