Die Schweizer Versicherungsgruppe Zurich Financial Services (ZFS) muss für Altlasten aus ihrem USA-Geschäft noch einmal 2,6 Mrd. $ nachreservieren. Damit stopft sie Löcher in den Schadenrückstellungen für Haftpflicht- und Arbeiterunfallrisiken, die ZFS 1997 bis 2001 zu ungenügenden Preisen übernommen hatte.
„Jetzt sind alle Altlasten erledigt“, sagte Konzernchef James Schiro. Der Konzern, der inzwischen seinen alten Namen Zürich wieder betont, habe sein Umbauprogramm abgeschlossen. Trotz der Reservestärkung konnte ZFS den Nettogewinn um 29 Prozent von 2,01 Mrd. $ auf 2,59 Mrd. $ erhöhen.
Die Rating-Agentur Standard & Poor’s sieht das erneute Auftauchen von Löchern in den Reserven sehr kritisch. Sie setzte die ZFS-Beurteilung von „A+“ auf Beobachtungsstatus mit negativer Implikation. Die Börse störte das nicht. Die Aktie stieg 4,7 Prozent auf 212 Franken.
Auch die Untersuchung des New Yorker Generalstaatsanwalts Eliot Spitzer gegen Makler und Versicherer, darunter auch ZFS, kam als negative Überraschung. „Wir sind nicht glücklich über den Grund für die Veränderungen, die diese Untersuchungen gebracht haben“, sagte Schiro. „Aber ich glaube, es ist besser für uns, wenn wir das Unabwendbare auf aktive Art und Weise akzeptieren.“ Der Konzern habe seine Prozeduren gründlich überprüft und geändert. Die neue Haltung zur Finanzrückversicherung führte 2004 zu einer Sonderabschreibung von 140 Mio. $.
Schiro wurde vor drei Jahren Vorstandsvorsitzender, als das Unternehmen in einer schweren Krise war. Diese Krise sei vollständig überwunden, sagte Schiro der FTD. Der Versicherer wolle jetzt dauerhaft wachsen, gerade in Europa. Übernahmen seien nicht ausgeschlossen. „Wenn es Gelegenheiten gibt, muss man sich die natürlich ansehen“, sagte er. ZFS suche eher ergänzende Übernahmen als Großfusionen.
Mit dem Wachstum 2004 kann Schiro nicht zufrieden sein. Das Unternehmen verbuchte zwar mit 49,3 Mrd. $ Prämien- und Gebühreneinnahmen einen Zuwachs von einem Prozent. Aber der beruhte allein auf Währungsänderungen. In Originalwährungen gingen die Einnahmen um vier Prozent zurück. Das ist um so schmerzhafter, als die Preise 2004 noch relativ hoch waren.
„Wir werden auch 2005 noch keinen wirklichen Preisverfall erleben“, sagte Schiro. Dazu seien die möglichen Erträge aus Kapitalanlagen, mit denen man Verluste aus der Versicherung wettmachen wolle, zu niedrig. „Wenn es aber einmal doch dazu kommt, werden wir bestimmtes Geschäft einfach nicht mehr machen.“
Sehr zufrieden war Schiro mit dem deutschen Markt. „Wir haben unsere Kostenquote auf 23 Prozent gebracht, damit sind wir äußerst konkurrenzfähig.“ Im Industriegeschäft, das separat von Zürich aus betrieben wird, gewinne ZFS viele Kunden. „Wir sind stark in den USA, da haben deutsche Konzerne viele Aktivitäten.“ In der Lebensversicherung bewähre sich die Kooperation mit der Deutschen Bank, die 77 Prozent zum Wachstum beigetragen habe.
Quelle: Financial Times Deutschland
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