Die britische Rating-Agentur Fitch hat ihr umstrittenes „Q“-Rating für deutsche, britische und französische Versicherer veröffentlicht. Acht deutsche Gesellschaften werden mit „Bq“ (schwach) beurteilt: Arag Kranken, Arag Leben, German Assistance Versicherung, Inter Leben, MLP Versicherung, Ontos Versicherung, Rheinland Versicherung und Universa Leben.
Als Fitch im Dezember die ungefragte Beurteilung ankündigte, löste dies große Unruhe im Markt aus. Die Assekuranz fürchtet, dass sie sich negativ auf den Verkauf auswirkt. Für Versicherer hat ein Rating eine existenzielle Bedeutung: Da sie hohe Risiken übernehmen und oft langfristige Verträge abschließen, sind schlechte Ratings für den Verkauf tödlich. So achten Versicherungsmakler genau auf die Bewertungen. Empfehlen sie ihren Kunden Versicherer mit schlechten Ratings, machen sie sich möglicherweise haftbar, sollte diese in Schwierigkeiten kommen.
Von den 136 durch Fitch bewerteten deutschen Versicherern erhielten zehn ein „Aq“-Rating (stark), 83 ein „BBBq“ (gut) und 35 ein „BBq“ (moderat schwach). Das „q“ weist auf den speziellen Charakter der Beurteilung hin, die weitgehend nur auf veröffentlichten Daten beruht. Von den 16 französischen Versicherern wurden vier mit dem schwachen „Bq“ bedacht, von den 14 britischen Gesellschaften keine.
Zahlreiche größere Gesellschaften finden sich nicht in der Liste. „Entweder führen wir dort schon interaktive Ratings durch, planen das in Kürze oder bewerten die Muttergesellschaft“, sagte ein Fitch-Sprecher. Bei den kostenpflichtigen interaktiven Ratings gehen Informationen aus Hintergrundgesprächen mit dem Management in das Urteil ein.
Viele Versicherer werfen Fitch vor, mit dem „Q“-Rating Kunden für das teure interaktive Rating werben zu wollen. „Das ist eine Marketing-Geschichte von Fitch“, sagte Bernd Jansen, Chef der Inter-Versicherungsgruppe. Das schwache „B“-Rating für zwei Konzerngesellschaften beunruhigt ihn nicht. „Das beruht auf Zahlen von 2003, wir arbeiten schon mit denen von 2004.“ Jansen glaubt nicht, dass sich die Vermittler beeindrucken lassen.
Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hatte Fitch wegen des „Q“-Ratings heftig kritisiert, vor allem wegen der angeblichen Intransparenz. Fitch veröffentlichte daraufhin Einzelheiten seiner Methode und gab den Gesellschaften Gelegenheit, über die veröffentlichten Daten hinaus Angaben zu machen. Davon machten 24 Gebrauch.
Gestern äußerte der GDV nur verhaltene Kritik. „Fitch hat sich bewegt und einige Dinge in unserem Sinne verändert“, sagte GDV-Geschäftsführer Günter Bost. Allerdings blieben die Bedenken des Verbandes bestehen, ob ein solches ungefragtes Rating überhaupt nützlich sei.
Die von Fitch ebenfalls gebeutelte Arag-Gruppe zeigte sich unzufrieden mit der neuen vorsichtigen Haltung des Verbands zu Fitch. „Wir haben mit Überraschung den Schwenk zur Kenntnis genommen“, sagte ein Arag-Sprecher.
Quelle: Financial Times Deutschland
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