Die Versicherungswirtschaft prüft in den USA und Großbritannien technische Systeme, mit denen die Fahrleistung eines Autos gemessen und danach die Versicherungsprämie berechnet wird. „Diese Systeme mit dem Namen Pay-as-you-drive stoßen auf großes Interesse“, sagte IBM-Manager Norbert Dick auf einer Fachtagung seines Unternehmens. Dick ist weltweit verantwortlich für die IBM-Lösungen für Versicherungskonzerne.
Der US-Versicherer Progressive teste das System gerade, sagte Dick. Auch Norwich Union, eine Tochter des britischen Assekuranzkonzerns Aviva, beschäftigt sich zusammen mit IBM mit der Entwicklung. Interesse gezeigt hätten außerdem Lloyd Adriatico in Italien – eine Tochter der Allianz – sowie ein Schweizer Versicherer, sagte Dick.
Das System beruht wie ein konventionelles Navigationssystem auf den GPS-Satelliten sowie auf einer Mobilfunkverbindung. Daten zum Fahrzeugstandort und Status sowie zum Bremsverhalten werden in einer fest verschlossenen „Black Box“ im Fahrzeug gespeichert und regelmäßig an einen Zentralrechner übertragen. „Dort kann man die Kilometerleistung ablesen und sogar die Fahrstrecke auf einer Karte darstellen, ebenso die Geschwindigkeit,“ sagte Dick. Daten über Straßenzustand und Geschwindigkeitsbegrenzungen werden zentral in das System eingespeist. Das Datenmanagement und die Tarifierung je nach Fahrstrecke hat IBM zusammen mit Norwich Union entwickelt.
Norwich Union hat das System 2004 mit 5000 Autofahrern getestet. Ein neues Pilotprojekt wird vorbereitet. Ziel ist die Hochrisikogruppe: Fahrer zwischen 18 und 21.
Die Versicherer differenzieren schon heute die Preise je nach Fahrleistung. Die Logik dahinter: Wenn ein Auto kaum bewegt wird, kann es auch kaum Schäden verursachen. Dabei verlassen sie sich in der Regel auf die Angaben des Kunden, nur in Zweifelsfällen wird der Tachostand kontrolliert.
In der Diskussion sind Pay-as-you-drive-Modelle schon länger. „Bisher waren sie aber wegen des Fehlens zeitnaher und genauer Datenerfassung kaum möglich“, sagte IBM-Managerin Christina Grötzner.
Vor allem als Mittel im Konkurrenzkampf um Kunden mit geringer Fahrleistung könnte das System interessant sein. „Es geht uns vor allem um Kunden, die nur kurze Strecken fahren oder ihre Autos kaum benutzen“, sagte Liz Kennett, Managerin der Norwich Union. „Das System ist deutlich fairer bei der Berechnung von Autoversicherungsprämien.“
Dick sieht auch Möglichkeiten der weitergehenden Nutzung außerhalb der Assekuranz. „Denken Sie nur an die mögliche Ausweitung der Maut auf Bundesstraßen.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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