Mit einem Gewinn von 1,1 Mrd. Euro im ersten Quartal 2005 hat der Allianz-Konzern den Aufwärtstrend des Vorjahres fortgesetzt. Die Verbesserung betrage rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, sagte Konzernchef Michael Diekmann auf der Hauptversammlung am Mittwoch. Die Börse honorierte das zunächst mit einer Steigerung des Kurses um 2,1 Prozent. Später bröckelten die Gewinne größtenteils wieder ab. Gestern fiel der Wert um 0,5 Prozent.
Diekmann versprach, das Tempo beizubehalten: „Wir wollen auch 2005 unser Jahresergebnis erneut erheblich steigern“, sagte er. Im Vorjahr hatte der Versicherer den Gewinn um gut 16 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro getrieben. „Bleiben wir von außergewöhnlichen Belastungen wie Naturkatastrophen und Kapitalmarkteinbrüchen verschont, dann wird dies zu einer Rendite führen, die deutlich über den Kapitalkosten liegt und damit Wert für die Aktionäre schafft“, sagte er.
Größte Ertragsquelle blieb die Schaden- und Unfallversicherung, die 2004 zum Gesamtgewinn 60 Prozent beisteuerte. Im ersten Quartal erzielte der Versicherer bei nahezu unveränderten Beitragseinnahmen eine Schaden- und Kostenquote von 92 Prozent der Beitragseinnahmen. Damit habe die Allianz „den sehr guten Wert des gesamten Geschäftsjahres 2004 von 92,9 Prozent“ gehalten.
Für die Lebens- und Krankenversicherung sowie Vermögensverwaltung nannte Diekmann ein „robustes Umsatzwachstum“ von jeweils etwa zehnProzent, aber keine Gewinnzahlen. Die Dresdner Bank trug rund 230 Mio. Euro zum Ergebnis bei, verglichen mit 102 Mio. Euro im Vorjahr.
Aktionärssprecher lobten Diekmann. Aber die negative Entwicklung der Allianz-Aktie bestimmte viele Wortbeiträge. Immerhin hatte das Papier 2000 noch mehr als 400 Euro gekostet, gestern wurde es mit knapp 95 Euro gehandelt.
Diekmann, der seinen Vortrag nahezu emotionslos vortrug, machte drei Faktoren verantwortlich: Der Aktienanteil an seinem Anlageportfolio von 14,2 Prozent liege über dem Wert von Konkurrenten und belaste den Kurs in Zeiten unsicherer Finanzmärkte. Auch die nachgebenden Preise in der Schaden- und Unfallversicherung kämen bei Anlegern negativ an. Drittens seien „einige Investoren nicht restlos davon überzeugt, dass die Dresdner Bank im deutschen Wettbewerbsumfeld und angesichts der sinkenden Wachstumsprognosen tatsächlich ihre Kapitalkosten verdienen wird“.
Er werde nicht mit Aktionismus und Kurspflege reagieren, sagte der Allianz-Chef. Ein Aktienrückkaufprogramm soll es nicht geben. Es komme jetzt darauf an, an dem strikten Kurs fortlaufender Ergebnisverbesserung festzuhalten. Das werde dem Kurs auf die Sprünge helfen.
Im Foyer zeigten zwei Allianz-Vertreter, wie das von Diekmann ausgerufene Bankenjahr funktionieren soll – die wohl letzte Chance für das teure Allfinanzmodell der Allianz. 2005 sollen die Vertriebsleute 300 000 neue Kunden für die Dresdner Bank gewinnen und ihnen Konten, Kredite und Kreditkarten verkaufen. Jens Kuhn von der Generalvertretung Schaible & Kuhn in Kornwestheim berichtete von bisher 90 Neukunden, die sein Büro gewonnen hat. Vor allem das kostenfreie Jugendkonto laufe gut. In der Antragssoftware für Versicherungsverträge sind Online-Links zu Bankangeboten integriert – verkauft ein Vertreter eine Autoversicherung, kann er mit einem Klick auf das Sonderangebot einer Dresdner-Kreditkarte zugreifen. Die erhält jeder Kunde mit 50 Euro Startguthaben und einem Prozent Gutschrift auf alle Tankumsätze.
Die Provisionseinnahmen aus den Bankverträgen sind klein. „Das Jugendkonto bringt 15 Euro“, sagte Kuhn. Allerdings habe das Geschäft ein großes Potenzial und sei auch zur Verteidigung des Kundenstamms nötig: „Die Sparkassen und anderen Banken werben jetzt aggressiv zum Beispiel Autoversicherungskunden für die Sparkassenversicherung.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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