Die Schweizer Versicherungsgruppe Zurich Financial Services hat durch Finanzdeals, die als Rückversicherungsverträge verbucht wurden, die Gewinne und die Eigenkapitalausstattung bei zwei australischen Töchtern geschönt. Damit gerät ein weiterer Versicherer in Konflikt mit den Behörden.
Die Finanzaufsicht Australian Prudential Regulation Authority (APRA) beschuldigte gestern zwei australische Tochtergesellschaften des Schweizer Versicherers, sie hätten zwei Verträge bewusst falsch verbucht und damit die Aufsicht, Wirtschaftsprüfer und Aktuare getäuscht. Dadurch sei das Ergebnis für das Jahr 2000 um 61 Mio. Australische Dollar überhöht ausgewiesen worden – statt eines Verlustes von 24 Mio. meldete die Gruppe einen Gewinn von 37 Mio. Australischen Dollar. „Als Folge erschien es so, als ob das Unternehmen die Anforderungen an die Solvabilität erfüllt hätte“, heißt es in einer Vereinbarung zwischen Zurich und der Behörde, einem so genannten Undertaking (Zusage). Unter Solvabilität verstehen Versicherungsaufseher die Eigenmittelausstattung.
Es geht um zwei Verträge aus dem Jahr 2000 mit der General Re, dem Rückversicherer von Warren Buffetts Berkshire-Hathaway-Gruppe. Offenbar handelt es sich in Wirklichkeit um darlehensähnliche Transaktionen ohne tatsächlichen Risikotransfer zum Rückversicherer, die aber als Finanzrückversicherungsverträge gebucht wurden. Bei Rückversicherungsverträgen erhält der Erstversicherer – in diesem Fall Zurich – als Kostenbeteiligung eine Provision, die als Einnahme gebucht werden kann und das Ergebnis verbessert. Als Darlehen verbucht wäre diese Zahlung nicht ergebniswirksam gewesen.
Zurich erklärte, es bedauere „ohne Einschränkung die Umstände, die zur Irreführung von APRA führten“. In dem Undertaking sagt der Versicherer zu, die internen Prozeduren deutlich zu verbessern und die Kapitalausstattung der australischen Töchter auf sehr hohem Niveau zu halten. Im Gegenzug erklärt die APRA, keine Klage gegen Zurich zu erheben. Die Verfolgung einzelner Personen schließt sie aber nicht aus.
Die australische Aufsicht ist besonders empfindlich bei der Falschverbuchung von Finanzgeschäften. Sie spielten eine große Rolle beim Zusammenbruch der Versicherungsgruppe HIH im Jahr 2001. Der frühere HIH-Chef Terry Cassidy wurde im April zu einer Gefängnisstrafe von mindestens zehnMonaten verurteilt, weil er geschönte Bilanzen an die APRA gegeben hatte.
Auch hier war die General Re als Geschäftspartner beteiligt. Als Folge erteilte die australische Aufsicht für sechs Gen-Re-Manager ein Berufsverbot. Ebenfalls untersucht wurden Deals zwischen HIH und der Hannover Rück. Gegen sie erhoben die Behörden keine Anschuldigungen.
General Re, die in Deutschland durch ihre Tochter Kölnische Rück vertreten ist, steht bereits im Mittelpunkt eines Skandals um irreguläre Verbuchungen von Finanzgeschäften mit dem US-Versicherer American International Group (AIG). AIG hat inzwischen eingestanden, mit Hilfe von Verträgen mit der General Re die Bilanzen über mehrere Jahre aufpoliert zu haben. Als Folge musste der langjährige AIG-Chef Maurice Greenberg den Konzern verlassen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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