HypoVereinsbank-Chef Dieter Rampl muss bei der geplanten Fusion seines Instituts mit der italienischen Großbank Unicredito mit Widerstand von Aufsichtsratschef Albrecht Schmidt und der Belegschaft rechnen. „Ich gehe davon aus, dass Schmidt ein Gegner ist“, sagte ein HVB-Aufsichtsratsmitglied. Zugleich kündigte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Peter König gegenüber der FTD Ablehnung der Belegschaftsvertreter an, sollte Unicredito bei der HVB zusätzliche Stellen kürzen.
Weiterer Gegenwind kam von der Rating-Agentur Standard & Poor’s. Diese sieht die sehr gute „AA-“-Bonitätsnote des Unicredito bei einer Fusion gefährdet. Das langfristige „AA-“-Rating sei genauso auf „Credit Watch“ mit negativen Implikationen gestellt worden wie das kurzfristige „A-1+“. Die Übernahme der „finanziell schwächeren“ HypoVereinsbank könne einen ungünstigen Einfluss auf Unicredito haben. Auch die Rating-Agentur Fitch urteilte, dass eine Übernahme in dieser Größenordung eine Belastungsprobe für das Management der italienischen Großbank darstellen werde.
Der Widerstand mindert die Chancen, dass die Fusion zustande kommt. HVB und Unicredito hatten am Montag auf Druck der österreichischen Finanzmarktaufsicht überraschend gemeldet, dass sie sich in Gesprächen über eine Zusammenführung ihrer Institute befinden. Deren Ausgang sei jedoch noch unsicher. Der Zusammenschluss wäre die größte grenzüberschreitende Bankenfusion in Europa. Die neue Bank wäre nach dem Marktwert die Nummer neun in Europa.
Auch König warnte davor, den Einstieg der Italiener schon als gesichert anzusehen. „Der Deal ist noch nicht durch.“ Über Schmidt heißt es in Bankenkreisen, dass er grundsätzlich einen Verkauf der HVB ablehne. Darauf liefe eine Fusion von Unicredito und HVB aber hinaus, da die italienische Großbank an der Börse doppelt so viel wert ist wie die zweitgrößte deutsche Bank.
In seiner Funktion als HVB-Vorstandschef bis Ende 2002 hatte Schmidt stets öffentlich betont, dass sein Haus eine Fusion mit einer anderen Bank nur als führendes Instituts angehen würde. Noch hält sich Schmidt nach Angaben aus seinem Umfeld aber zurück, da die Fusion nicht weit genug gediehen ist. Der Vorstand muss die Zustimmung des Aufsichtsrats erst einholen, wenn ein konkretes Übernahmemodell vorliegt.
Doch ist der Aufsichtsrat bisher nur allgemein informiert worden. Laut dem stellvertretenden Aufsichtsratschef König gibt es nur Gespräche, aber keine konkreten Verhandlungen. So ist nicht nur der Preis unklar, sondern auch, welche Rolle die HVB und ihre Österreich-Tochter Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) in dem gemeinsamen Verbund spielen wird.
Ob Schmidt wirklich offenen Widerstand gegen Rampl übt, wird von dem Übernahmemodell und von den anderen Aufsichtsräten abhängen. Der Aufsichtsratschef werde eine weitere Niederlage gegen Rampl vermeiden wollen, heißt es in Finanzkreisen. Mitte 2003 gab Schmidt seine heftige Abwehrhaltung gegenüber der von Rampl vorgeschlagenen Rückkehr der BA-CA an die Börse erst in letzter Minute auf: als klar war, dass die anderen Kapitalvertreter Rampls Vorschlag billigen.
Auf seinen langjährigen Weggefährten Hans-Jürgen Schinzler, lange Jahre Chef des HVB-Großaktionärs Münchener Rück, kann Schmidt nicht mehr zählen. „Schinzler hält sich raus“, hieß es in Finanzkreisen. Auch die bayerische Staatsregierung hat ihre Bedenken gegen eine grenzüberschreitende Fusion aufgegeben. Schinzlers Nachfolger Nikolaus von Bomhard hätte sogar größtes Interesse, den Großteil der 18-Prozent-Beteiligung teuer zu verscherbeln. Seit langem betont Bomhard, dass er den HVB-Anteil gern auf fünf Prozent senken würde.
Nach Ansicht des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden König wäre für die HVB die weitere Eigenständigkeit die bessere Lösung als die Übernahme durch Unicredito. „Wir können es alleine schaffen.“ Ein grenzüberschreitender Zusammenschluss sei jedoch im Bezug auf die Arbeitsplätze das bessere Modell als eine innerdeutsche Großfusion, die bis zu 10 000 Stellen kosten könnte. In den vergangenen Jahren war immer wieder über eine Fusion von HVB und Commerzbank spekuliert worden. Eine Zerschlagung der Münchner Bank schließen Kenner aus. „Dafür steht Rampl nicht zur Verfügung“, sagte ein mit der Situation vertrauter Banker. Analysten hatten spekuliert, die Italiener seien nur am profitablen Osteuropageschäft interessiert.
Unicredito will die Gespräche spätestens bis Herbst zu Ende bringen. „Wir werden bis September oder Oktober etwas wissen“, sagte Vizepräsident Fabrizio Palenzona gestern. In München hieß es dagegen, die Grundsatzentscheidung für oder gegen die Fusion sei eher eine Frage von Wochen als von Monaten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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